Konferenz in Greifswald
Bei der diesj?hrigen 48. Tagung des sog. "Konstanzer Kreises" der slavistischen Linguistik nahm Prof. Kempgen sich ein Buch des eigentlich bekannten und renommierten Linguisten und Schriftexperten ("Universalgeschichte der Schrift") Harald Haarmann vor. "Auf den Spuren der Indoeurop?er" ist eines seiner popul?ren Sachbücher betitelt; es enth?lt u.a. auch ein Kapitel zu den Slawen und Balten. Speziell dieses Kapitel, aber auch andere, war Gegenstand einer detaillierten Analyse von Prof. Kempgen.
Eine der problematischen Aussagen des Kapitels illustriert die Folie. Hier verbreitet Haarmann einen Wissenstand, konkret zur Herkunft des Namens "Moskva" (Moskau-Flu?), der auf laienhafte Vorschl?ge zurückgeht, aber schon seit den 1970er Jahren (durch eine gründliche und auch nicht unbekannt gebliebene Studie von Toporov) widerlegt ist. Dieser Fall illustriert das generelle Problem, da? sich Haarmann, vor allem im Hinblick auf die Vor- und Frühgeschichte des Russischen, auf punktuell rezipiertes, dabei aber oft nicht autoritativ ausgew?hltes, angelesenes Wissen verl??t und dieses weiterverbreitet.
Das vorsichtige Fazit von Prof. Kempgen lautete denn auch, da? man das Buch von Haarmann zwar gut als erste Orientierung nutzen (oder seinen Studierenden empfehlen) k?nne, es aber kaum als wissenschaftliche Quelle zitieren k?nne, ohne sich zuvor hinsichtlich der Richtigkeit der gemachten Aussagen anhand einschl?giger Originalquellen vergewissert zu haben.
Diese Erkenntnis illustriert im Grunde, so wurde in der Diskussion deutlich, das generelle Problem der Wissenschaft, wie gut man sich in einem Bereich auskennen müsse, bevor man sich zutrauen k?nnen, sich selbst dazu zu ?u?ern.