Heilige des Mittelalters im Spannungsfeld von Religion,
Politik, Kunst und Literatur: das Beispiel des Hl. Mauritius

 7.12., 8.12., 9.12., 19.01., 20.01. 23.01.

Organisation: Prof. Dr. Ingrid Bennewitz

G?ste: Prof. Bernd Hucker (Universit?t Vechta), Prof. Bernd Nicolai (Universit?t Bern)

Heilige nehmen in der (Selbst-)Inszenierung des Mittelalters eine wichtige Rolle ein. Welche Relevanz Heilige bzw. Heiligsprechungen für eine Dynastie besitzen, zeigt die Initialisierung der Heiligsprechung Karls des Gro?en durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Im Rahmen des Medi??vistischen Seminars rückte der (schwarze) Reichsheilige Mauritius ins Zentrum der Diskussion. Der hl. Mauritius wird seit dem 4. Jahrhundert als Heiliger verehrt; w?hrend der Herrschaft der Ottonen begann der Kult um den hl. Mauritius im ostfr?nkischen Reich aufzublühen. So grün?dete Otto der Gro?e in Magdeburg ein Mauritiuskloster, das er reich ausstattete. In diese Zeit f?llt auch die Ansicht, dass Mauritius im Besitz der Heiligen Lanze gewesen sei. In Zusammenhang mit der Schlacht auf dem Lechfeld gegen die Ungarn nahm Otto der Gro?e diesen Kult um die Lanze auf und führte diese siegreich in der Schlacht. Nach dieser siegreichen Schlacht tritt der hl. Mauritius als pers?nlicher Patron Ottos in Erscheinung, der in der Folge nicht nur Schutzpatron der Ottonen sondern auch der Kaiser generell sowie des gesamten Heiligen R?mischen Reiches wurde. Auch in Bamberg wurde dem schwarzen Heiligen eine besondere Verehrung zuteil. So huldigte Kaiser Heinrich II. bereits vor seiner Kr?nung dem hl. Mauritius, was zahlreiche Stiftun?gen an das Kloster Niederalteich bzw. die ?berführung von Reliquien nach Magdeburg deutlich manifestieren. So erbat er vor seinem Kampf mit Boleslav von Polen den Beistand des Heiligen, der auch als Patron des Heeres verehrt wird. Als signifikantes Zeichen der Verehrung des Hei?ligen wurden im Kreuzaltar des ersten Bamberger Domes 1012 Reliquien von Mauritius bei?ge?setzt. Auch in sp?teren Jahrhunderten dauerte die besondere Verehrung des hl. Mauritius an. Das bedeutende Geschlecht der Andechs-Meranier entwickelte eine besondere Beziehung zu ihm. Sie besa?en einige Jahre eine sehr kostbare Reliquie des Heiligen, die Sch?deldecke, die letztlich auf Bitten Kaiser Friedrichs II. dem Magdeburger Dom geschenkt wurde. Diese intensive Verehrung hat bis ins 21. Jahrhundert im fr?nkischen Raum Spuren hinterlassen. Zahlreiche Kirchen im Erzbistum Bamberg stehen unter dem Patrozinium des hl. Mauritius.

Im Rahmen des Seminars wurde der Kult um den hl. Mauritius in den verschiedensten Be?reichen und Gattungen beleuchtet. Als ausw?rtige Experten konnten begrü?t werden: Prof. Bernd Hucker (Universit?t Vechta), der zum Thema ?Mauritius als Reichsheiliger, Ritterpatron und ?Heiden‘k?mpfer mit Blick auf den ?Mauritius de Craon’“ sprach, sowie Prof. Bernd Nicolai (Uni?versit?t Bern), der in seinem Vortrag ?Mauritius: Kult, Ikonographie und bauliche Repr?sen?tation“ den Mauritius-Kult aus der Sicht eines Kunsthistorikers beleuchtete.

Ein Schwerpunkt der Auseinandersetzung lag vor allem auch im Bereich der Literatur. So wurden Texte wie die Kaiserchronik, der Herzog Ernst, die verschiedenen legendarischen ?ber?lieferungen und der ?Mauritius von Cra?n‘ beleuchtet.

Programm(45.4 KB, 1 Seite)

Plakat Vortrag Prof. Dr. Bernd Hucker(85.2 KB, 1 Seite)