Mittelalterfest in der ehemaligen Dominikanerkirche

Anl?sslich des 20-j?hrigen Bestehens des Zentrums für Mittelalterstudien wurde dieser Festakt veranstaltet. Vormittags wurde für Kinder im Rahmen des Projektes MimaSch vom Lehrstuhl Deutsche Philologie des Mittelalters an unterschiedlichen Stationen das Mittelalter hautnah erlebbar gemacht. Nachmittags stellte sich das ZeMas selbst vor, eingeleitet durch ein Theaterstück, mittelenglischer Live-Musik und der Vorstellung des ZeMas-eigenen BA/MA-Studiengangs der Interdisziplin?ren Mittelalterstudien. Es erfolgte die humorvolle Lesung eines mittelhochdeutschen M?rentextes, gefolgt von Pr?sentationen der am Lehrstuhl beteiligten F?cher anhand einiger ausgew?hlter Projektpr?sentationen. Nach einer St?rkung kamen die Alumni des wohl sch?nsten, besten und klügsten Studiengangs der Welt zu Wort, bis der Abend von Frau Ulrike Bergmann mit einem Konzert mit mittelalterlichen Musikinstrumenten und Texten beschlossen wurde.

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Nun wünschen wir Ihnen viel Vergnügen beim Durchforsten der Bilder.
 

Vormittagsprogramm
Bereits am Vormittag wurde den Jüngsten neben Schrift und Sprache des Mittelalters auch Kampfkunst und Materialkunde vermittelt. Dies geschah durch die Studierenden des Projekts des Lehrstuhls für Deutsche Philologie des Mittelalters: Mittelalter macht Schule (MimaSch), durch Living-History-Darsteller von Geschichtsfenster, Nürnberg 1474 und Familia Svevia sowie durch Dr. Nelo Lohwasser und Dipl.-Ausgrabungsing. Britta Ziegler vom Lehrstuhl für die Arch?ologie des Mittelalters und der Neuzeit (AMANZ).

Besonders zogen die Living-History-Darsteller die Aufmerksamkeit der Kleinen auf sich, zeigten sie authentische Kleidung, Waffen und Rüstungen, k?mpften mit dem Schwerte und gaben Einblicke in den Alltag mithilfe mittelalterlicher Spiele.

Unterstützt wurde das Bamberger Projekt MimaSch und die Living-History-Darsteller von einem Sparkling Science Projekt der Uni Graz zum Thema ?Historische Kulinarik und Di?tetik zwischen Orient und Okzident".

Fastnachtsspiel von Hans Sachs: Till Eulenspiegel und des Pfaffen Kellerin
Nach der Mittagspause führten die Ludi Mediaevales, eine Gruppe von Studierenden des wohl sch?nsten, besten und klügsten Studiengangs der Welt, ein fulminantes Theaterstück rund um Eulenspiegel und des Pfaffen Haush?lterin auf.
Der Herzog von Braunschweig verzweifelt an der Sturheit des Pfarrers von Rissenburg, der ihm sein Pferd auch nach wiederholter Anfrage nicht verkaufen will. Gerade als er dies beklagt, tritt Eulenspiegel auf den Plan und bietet ihm seine Hilfe an.

Ausgestattet mit einigen Talern macht sich der bekannte Narr auf den Weg nach Rissenburg.
Beim Pfarrhof angekommen, wird Eulenspiegel vom Pfarrer wohlwollend empfangen und nachdem er sich im Pfarrhof eingerichtet hat, beginnt er seine List. Er stellt sich todkrank, sodass sich die Kellerin rührend um ihn kümmert, ihn bekocht und pflegt, was der Pfarrer auch sieht. In seiner scheinbar letzten Beichte gesteht er dem Pfarrer, er habe bei der Haush?lterin gelegen. Der Pfarrer wird daraufhin so wütend, dass er sie zur Rede stellt. Nachdem die Unwissende alles abstreitet, kommt es zu einem Handgemenge mit dem Pfarrer. Eulenspiegel schreitet ein und wird von der Kellerin auf die Vorwürfe des Pfarrers angesprochen.

Hier schnappt Eulenspiegels Falle zu: Da der Pfarrer das Beichtgeheimnis gebrochen hat, schickt sich Eulenspiegel an zu gehen und dies dem Bischof mitzuteilen, was für den Pfarrer fatale Folgen h?tte. Sein Schweigen kann der Pfarrer nur durch die Aush?ndigung seines Pferdes erkaufen. Abschlie?end freut sich der Herzog, das Pferd so günstig erhalten zu haben, und entlohnt Eulenspiegel für seine Gro?tat mit 20 Talern und dem Angebot, den Winter an seinem Hof zu verbringen.
Das Schauspiel sorgte für reichlich Lacher und tosenden Beifall und leutete feierlich den zweiten Teil des Tages ein.


Zwischen den einzelnen Programmpunkten war es den Zuschauern und Interessierten m?glich, die einzelnen Stationen, die zum Gro?teil bereits am Vormittag den Kindern zur Veranschaulichung mittelalterlicher Lebenswelten dienten, ebenfalls zu besuchen.


Birds of one feather – the briddes song I shal to thee unclose
Anglistinnen und Anglisten der Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg trugen unter der musikalischen Leitung von PD Dr. Ole Schützler und sprachlicher Betreuung von Prof. Dr. Gabriele Knappe kurzweilige Lieder und Instrumentalstücke aus der Zeit des englischen Hochmittelalters vor. Dabei wurden alle Stücke von einem Moderator kurz eingeführt und erl?utert. Die ausgew?hlten Lieder drehten sich um das Erwachen des Lebens im Frühling, wobei der berühmte Kanon ?Cuckoo Song“ (?Sumer is icumen in“), der mit originalen Noten und Aufführungshinweisen in einer Handschrift des 13. Jahrhunderts überliefert ist, eine zentrale Rolle spielte. Gesang und Spiel dieser Gruppe harmonisierte ausgezeichnet und boten den Zuh?rern ein wahres Vergnügen auf die feine englische Art.


Vorstellung der BA/MA Studieng?nge Interdisziplin?re Mittelalterstudien/Medieval Studies
Die wohl sch?nsten, besten und klügsten Studieng?nge finden sich – zumindest was den Bachelor betrifft, ausschlie?lich – in Bamberg. Der Bachelorstudiengang wurde im Wintersemester 2003/2004 ins Leben gerufen und im Sommersemester 2007 folgte schlie?lich der dazu geh?rige Masterstudiengang.

Die Referenten gaben Einblicke in den Ablauf des Studiums und dessen drei Erkenntnisfelder: Ein literaturwissenschaftliches Fach, ein geschichtswissenschaftliches Fach sowie ein – liebevoll ?Buddelfach“ genanntes – praxisorientiertes und materialbasiertes Fach. Es folgten ein ?berblick in die bisherigen medi?vistischen Seminare, die ausschlie?lich für Studierende dieses Studiengangs angeboten werden, sowie über Exkursionen, die zum Einen von der Uni, zum Anderen aber auch von den Studierenden selbst initiiert und durchgeführt wurden.
Nach einer Auswahl aktueller Abschlussarbeiten wurde eine gro?e ?berraschung pr?sentiert: Der Entwurf eines eigenen Wappens, das mit der Zeit überarbeitet und fertiggestellt wird. Somit erhalten diese Studieng?nge neben ihrer unz?hligen Alleinstellungsmerkmale ein weiteres hinzu.

Die halbe Birn
Studierende und Dozierende des Lehrstuhls für deutsche Philologie des Mittelalters boten eine sehr unterhaltsame mittelhochdeutsche Lesung des Konrad von Würzburg zugeschriebenen M?re ?Die halbe Birn“. Ritter Arnold, der Protagonist, ist der beste K?mpfer auf einem Turnier und darf daher an der Tafel neben der K?nigstochter sitzen. Allerdings begeht er einen so schlimmen Versto? gegen die h?fische Etikette, dass er – von der Prinzessin ausgelacht – das Turnier verlassen muss. Nun sinnt er auf Rache und heckt einen Plan aus, um doch noch das zu bekommen, was ihm als Turniersieger zustünde. Mimik und Gestik der Lesenden sorgen neben der lustigen Geschichte für viele Lacher, so manches ?stüpf ihn, Irmingard“, gesprochen von der K?nigstochter in h?chster Erregung wurde so überzeugend dargeboten, dass der Spa? am Vortrag offensichtlich wurde.


Die Kunst des K?mpfens
Living-History-Darsteller von Nürnberg 1474, darunter der Alumnus des wohl sch?nsten, besten und klügsten Studiengangs, Christopher Retsch, zeigten anschaulich, wie Rüstungen angezogen und Waffen geführt wurden. Die wichtigste Erkenntnis lautete zur ?berraschung vieler, dass K?mpfe anders als in Filmen unserer Zeit bereits nach wenigen Sekunden vorbei sein konnten; die Technik war entscheidend! So durfte ein Angreifer seinen Kontrahenten nicht zu vorhersehbar attackieren sondern konnte ant?uschen, ausweichen oder sogar mit seiner Mütze dem Gegner die Sicht nehmen. Den vorgestellten Kampftechniken zu Grunde liegen mehrere Fechtbücher des ausgehenden Mittelalters sowie der Frühen Neuzeit, die in Bild und Text die Kunst zu K?mpfen zeigen.


Sehr begeistert von dem Fest zeigte sich Herr Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, der dem Zentrum und seinen beteiligten Lehrstühlen zum Erfolg der letzten 20 Jahre gratulierte. Die interdisziplin?re Bündelung verschiedener Lehrstühle innerhalb des Zentrums stellte er als Besonderheit der Otto-Friedrich-Universit?t heraus wünschte dem Zentrum für Mittelalterstudien und seinen darin mitwirkenden Lehrstühlen weiterhin viel Erfolg für die Zukunft.


Aktuelle Bamberger Forschungen zum Thema Mittelalter
Das Spektrum der gebotenen Vortr?ge war breit gef?chert: Frau Prof. Dr. Bennewitz und Frau Eva-Maria Hammon M.A. stellten das in den Digital Humanities verwurzelte Projekt ?Minnesang verNETZt: Neidhart digital“ vor, Herr Prof. Dr. Stephan Albrecht stellte den Wettstreit zweier Baumeister an der Kathedrale von Notre Dame de Paris dar, indem er auf identische Grundstruktur des Nord- und Südquerhauses einging und Herr Prof. Dr. Christoph Houswitschka behandelte Artusliteratur in England vom Mittelalter bis in die heutige Zeit. Herr Prof. Dr.-Ing. Stefan Breitling veranschaulichte bauliche Ver?nderungen an der Kathedrale von Salisbury und den daraus resultierenden schiefen Pfeilern des Kreuzgangs und Prof. Dr. Christian Sch?fer behandelte das Mittelalter in Mexiko. Erneut mit einem Projekt in den Digital Humanities verankert, waren Frau Dr. Anette Kremer und Frau Michaela P?lzl, Mag. phil. mit ihren philologischen Datenbankprojekten zu ?berlieferungstr?gern und dem Wortschatz der ?ltesten Sprachstufe des Deutschen. Abschlie?end referierte Herr Prof. Dr. Klaus van Eickels über personale Bindungen und die Grenzen des Erlaubten im Mittelalter.
Alle Vortr?ge waren überaus interessant gestaltet und bannten die Zuh?rer.
Nach diesen gehaltvollen und interessanten Vortr?gen wurde von Herrn Dr. Detlef Goller zu Tisch gebeten, um Kraft für den letzten Teil dieses unvergleichlichen Festaktes zu sammeln.


Mittelalterliche Musik mit Ulrike Bergmann
Die studierte Germanistin und Musikp?dagogin Ulrike Bergmann gab Einblicke in die Aufführung historischer Lieder. Damit folgte sie ihrem Anliegen, mittelalterliche Musik entsprechend den Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis neu zu beleben. Neben sakralen und profanen Liedern zeigte sie den Aufbau und die Funktionsweise der mitgebrachten Instrumente und gab Einblick in die Aufführungspraxis. Die Lieder pr?sentierte sie stets mit voller Begeisterung und oftmals mit einem Augenzwinkern, sodass die Zeit wie im Flug verging.

 

 

Fotos: Michael Spindler