ForMaD 24.11.11 - Fehler in Problembearbeitungsprozessen von Grundschulkindern

An diesem Abend konnte das ForMaD zum ersten Mal im gut besuchten, neuen Mathematikfachraum im Neubau auf dem Marcusgel?nde stattfinden. Prof. Dr. Frank Heinrich (TU Braunschweig), der 2001 – 2007 als Akademischer Rat (selbstst?ndiger Fachvertreter) für Didaktik der Mathematik an der Universit?t Bamberg t?tig war, kam an seine alte Wirkungsst?tte zurück, um imRahmenkontext Probleml?sen (Walzeburg 2011), Fehleranalysen und Grundschule vor interessiertem Publikum aus Schule und Universit?t zu sprechen.

Probleml?sen grenzt Heinrich in den Zielaspekt Probleml?sekompetenz f?rdern –im Gegensatz zum Methodenaspekt Probleml?sen zur Erreichung anderer Ziele methodisch einzusetzen– ein. Weiter beschreibt er Faktoren, die diese Kompetenz beeinflussen. Namentlich sind dies nach Schoenfeld (1985) Ressourcen (Wissen und Fertigkeiten), Beliefs (Werthaltungen und Einstellungen), Heuristiken und Kontrolle.

Der Fokus der vorgestellten Untersuchung lag in der ?Defizitorientierung“, die sich nach Heinrich dadurch auszeichnet, hinderlichem Verhalten entgegenzuwirken, d.h. Fehler zu thematisieren und produktiv mit ihnen umzugehen.

Eindrucksvoll wurden Video-Fallstudien von Grundschulkindern vorgestellt, die problemhaltige Textaufgaben (vgl. Rasch 2001) zu l?sen versuchten. Beispielhaft konnten folgende Verhaltensweisen, denen ein (eher) l?sungshemmender bzw. l?sungshinderlicher Einfluss zugeschrieben wird, identifiziert werden:

  • L?sungsbedingungen werden nicht oder unangemessen in L?sungsanl?ufen einbezogen,
  • Zwischenergebnisse werden nicht fixiert bzw. Verworfenes nicht gel?scht,
  • zur ?berprüfung bisheriger Arbeitsergebnisse (Zwischenergebnisse) werden unangemessene oder unkorrekte Kontrollstrategien verwendet.

In der Kategorisierung nach Geering (1995) zeigten sich Strategiefehler im Gegensatz zu Fertigkeits- und Wissensfehlern als h?ufigste Fehlerquelle bei Grundschulkindern. Strategiefehler zeigen ungeeignete Vorgehensweisen an.

Als Hinweis für die Unterrichtspraxis stellt Heinrich fest, dass zum einen die diagnostische Kompetenz der Lehrpersonen zun?chst die Arten der Fehler erkennen müsse (Sensibilisierung der Lehrpersonen) und zum anderen die Kinder selbst dazu angeregt werden sollten, eigene Fehler zu entdecken, um so ihre Denkstrukturen bewusst variieren zu k?nnen.

Literatur

Rasch, R. (2001). Zur Arbeit mit problemhaltigen Textaufgaben im Mathematikunterricht der Grundschule. Eine Studie zu Herangehensweisenvon Grundschulkindern an anspruchsvolle Textaufgaben undSchlussfolgerungen für eine Unterrichtsgestaltung, die entsprechendeL?sungsf?higkeiten f?rdert. Hildesheim: Franzbecker

Schoenfeld, A. (1985). Mathematical Problem Solving. New York: Academic Press

Walzebug, C. (2011). "Probleml?sen im Unterricht - Probleml?seprozesse verstehen und unterstützen". In: Grundschule Heft 11

Weiterführende Literatur

Heinrich, Frank (2010). ??Strategiefehler‘ beim Bearbeiten mathematischer Probleme“. In: Mathematikunterricht 56 (3), 33-43.

Heinrich, Frank (2004). ?Defizit?re Verhaltensweisen beim Bearbeiten mathematischer Probleme“.  In: Heinze, Aiso et al. (Hrsg.) Beitr?ge zum Mathematikunterricht 2004. Vortr?ge. Hildesheim: Franzbecker, 229-232.