?Auf Zeitreise ins Mittelalter“
Ein Perspektivwechsel: Wie kommen eigentlich die Initiativen aus den Kleine F?cher-Wochen, die sich an Gymnasien richten, bei den Schulen an? Ein Erfahrungsbericht aus Bamberg, wo die Lehrenden aus der Arch?ologie einen Museumskoffer zusammengestellt haben.
Als Susanne Gehrigk in Bamberg an der Universit?t studierte, Geschichte und Englisch auf Lehramt, gab es den Museumskoffer noch nicht. ?Erst jetzt bin ich auf ihn gesto?en, ganz durch Zufall“, erz?hlt sie lachend. Weit ist es nicht vom Clavius-Gymnasium in Bamberg, an dem die Studienr?tin unterrichtet, hinüber zur Universit?t – aber die Entfernung ist jetzt noch einmal ein Stückchen kürzer geworden dank des Museumskoffers.
?Sie müssen sich das so vorstellen wie ein arch?ologisches Museum, das in einen Koffer passt“, sagt Susanne Gehrigk. Der Schlüssel zu einem mittelalterlichen Hexenturm ist enthalten, es gibt einen Keramikkrug, der unter Experten Aquamanile genannt wird und bei Banketten zum H?ndewaschen verwendet wurde, und etliche weitere Artefakte. ?Ich hatte den Koffer bei meiner sechsten Klasse im Einsatz“, erz?hlt Gehrigk, ?in dieser Jahrgangsstufe haben die Schülerinnen und Schüler zum ersten Mal Geschichtsunterricht.“ Auf dem Lehrplan stehen Fragen wie jene, was Geschichte eigentlich ist, was Quellen sind, wie man etwas über lange vergangene Zeiten erf?hrt. ?Der Koffer hat mitgeholfen, dieses abstrakte Fach greifbar zu machen für die Schüler“, sagt Susanne Gehrigk – eine Erfahrung, die für die Jugendlichen und für sie als Lehrerin gleicherma?en faszinierend war. Und Gehrigk ist überzeugt davon, dass die Schüler jetzt die folgenden Unterrichtsinhalte mit ganz anderen Augen sehen werden; der Koffer habe den Blick auf das Fach ge?ndert.
Der Museumskoffer ist eines der Instrumente, mit denen die Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg im Rahmen der Kleine F?cher-Wochen arbeitet. Die Einbindung von Schulen aus der Region ist eines von mehreren zentralen Anliegen – und der Museumskoffer dient dazu, das Interesse an Arch?ologie und Altertumswissenschaften zu wecken. Einsetzbar ist er für junge Schüler wie jene von Susanne Gehrigk ebenso wie für Oberstufenschüler, die mit den gleichen Artefakten g?nzlich andere Fragestellungen beantworten. Der Koffer l?sst sich für eine einzige Unterrichtsstunde anfordern, genauso kann man mit ihm aber auch in l?ngere Projektarbeitsphasen starten: Zum Inventar geh?ren neben den arch?ologischen Artefakten auch Arbeitsmaterialien und Anleitungen für handfeste Projekte – zum Beispiel zum Bauen im Mittelalter. Wenn der Koffer im Rahmen der Kleine F?cher-Wochen zum Einsatz kommt, ist stets auch einer der Lehrenden von der Universit?t mit dabei am Gymnasium, um die Fragen der Schüler zu beantworten.
?Für uns ist der Koffer auch deshalb etwas Besonderes, weil er Fundstücke aus unserer oberfr?nkischen Region versammelt“, erz?hlt Gehrigk. Der Schlüssel zum Hexenturm zum Beispiel stammt aus Kronach – einer Stadt, die alle Schülerinnen und Schüler kennen. Und vor allem: Es sind Artefakte, die bewusst zum Anfassen gedacht sind. ?Viele Schüler kennen natürlich Museen, aber dass man hier etwas in die Hand nehmen kann, was viele hundert Jahre alt ist, war dann nochmals faszinierender“, sagt Susanne Gehrigk. Und so wurden s?mtliche Exponate aus dem Museumskoffer auf Tischen in der Mitte des Raums aufgebaut, die Schüler sa?en im Kreis ringsum, und eine Arch?ologin aus der Universit?t erz?hlte etwas über ihre Forschungsarbeit und stellte die Exponate vor. ?Es war die sechste Stunde an diesem Tag, die Schüler hatten schon einen Test hinter sich und w?ren unter normalen Umst?nden schon ein bisschen müde gewesen“, sagt Gehrigk: ?An dem Tag aber waren sie konzentriert und begeistert dabei, bis die Schulglocke l?utete!“
Hinweis: Dieser Text wurde von Kilian Kirchge?ner verfasst und auf den Projektseiten der Kleine F?cher-Wochen der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ver?ffentlicht.