Gro?e Exkursion nach England (30.9. bis 7.10.2010)

 

Text: Hauke Kenzler; Fotos: Alex Schilling

Am frühen Donnerstagmorgen starteten 35 Studierende unter der Leitung von Hauke Kenzler und Eike Michl vom Nürnberger Flughafen aus nach London-Stansted. Nach der planm??igen Ankunft ging es mit dem Reisebus in den Nordosten Englands, nach York. Bereits auf dem Weg konnten zwei interessante Ziele quasi im Vorübergehen besucht werden.

Zum einen war dies der kleine Ort Crowland mit seiner Abtei und der heute trockenliegenden Trinity-Bridge aus dem 14. Jh. Der zweite Zwischenstop betraf Newark-on-Trent. Neben dem sehenswerten alten Stadtzentrum galt das Hauptinteresse der gut erhaltenen Queen?s Sconce, einer Schanze aus dem Bürgerkrieg von 1645.

Die Unterkunft in York lag zentral innerhalb der Stadtmauer. Die Zimmer stellten sich zwar als eher schlicht heraus, doch entsch?digten die gemütlichen Aufenthaltsr?ume dafür. 

Der erste Tag war der Arch?ologie von York und besonders den Wikingern gewidmet. Vormittags besuchten wird die Hungate-Ausgrabung, eine gro?e Fl?che am Rand der Stadt, die über mehrere Jahre hinweg mit hohem Aufwand untersucht wird. Zun?chst wurden wir vom Leiter Peter Connelly begrü?t, bevor unsere Gruppe über die mehrperiodige Grabung geführt wurde. Diese hielt u.a. Befunde von einem r?mischen Friedhof, einer wikingische Siedlung, mittelalterlicher Landnutzung und neuzeitlicher Stadtentwicklung bereit.

Da mittlerweile heftiger Regen eingesetzt hatte, wurde die Führung in der Fundbearbeitung fortgesetzt. Die York Archaeological Trust, welche die Ausgrabung durchführt, betreibt auch das bekannte Yorvik Viking Centre. Hier kann man auf einer Art arch?ologischer Achterbahn das wikingische York erkunden, was für viel Gespr?chsstoff sorgte. Der sp?te Nachmittag war für selbst?ndige Besuche der mittelalterlichen Altstadt und insbesondere der im frühen 14. Jahrhundert erbauten Kathedrale vorgesehen.

Am Sonnabend wurde die mit mittelalterlichen Denkm?lern reich versehene Umgebung Yorks erkundet. Dabei hatte unser Busfahrer trotz hervorragender fahrerischer Qualit?ten mit den engen Stra?en und wenigen Parkm?glichkeiten seine liebe Not, behielt aber immer die Fassung.

Begonnen wurde mit der Wüstung Wharram Percy, die erst durch eine kleine Wanderung auf einem idyllischen Feldweg erreicht werden konnte. Die Struktur dieses umfassend ausgegrabenen Dorfes ist heute im Gel?nde noch gut zu erschlie?en, wenn auch nur die Kirche als Ruine erhalten ist.

Ein Highlight der Exkursion waren sicher die beeindruckenden ?berreste der Zisterzienserabtei Rievaulx. Sie wurde 1538 aufgel?st, nachdem sich K?nig Heinrich VIII. vom Papst losgesagt und die anglikanische Kirche begründet hatte.

Mit der Motte von Bishopton konnte ein sehr sch?nes Beispiel dieser Burgenform besichtigt werden, die nach der normannischen Eroberung in England Einzug hielt. Gelegenheit zu einem sp?ten Essen gab es schlie?lich in dem St?dtchen Richmond, in dem sich auch eine gro?e normannische Burganlage befindet.

Zurück in York hatte sich die eher beschauliche Gemeinde durch viele Feierlustige, die hier am Wochenende Einzug hielten, sehr verwandelt. Der Umfang und die Art und Weise des Alkoholkonsums wirkte dann aber selbst auf Bamberger Studierende eher befremdlich.

Am folgenden Tag ging die Fahrt zurück nach London. Jedoch nicht ohne kleine Abstecher entlang des Weges. Zun?chst stand Sandal Castle, noch in West Yorkshire gelegen, auf dem Programm. Eine von etwa 1100 bis zur Mitte des 17. Jhs. kontinuierlich genutzte Burg, die vollst?ndig ausgegraben wurde. Bei Catcliffe, Rotherham, in einer der früh industrialisierten Gegenden Englands, wurde ein hervorragend erhaltener Glasofen des 18. Jhs. besichtigt. Ein für die Mittelalterarch?ologie hochkar?tiges Denkmal stellt schlie?lich Repton dar. Hier hatte das gro?e Wikingerheer 874 sein Winterquartier aufgeschlagen. Zudem diente die Kirche St. Wystan als Bestattungsplatz der K?nige von Mercia. Erhalten ist die Gruft aus dem 8. Jh.

Die Tage von Montag bis Mittwoch waren für London vorgesehen. Zwar stellte sich die Unterkunft als sehr bescheiden heraus, war dafür aber zentral am Piccadilly Circus gelegen. Hier war dann auch ein englisches Frühstück vorgesehen, doch ergab sich daraus nicht unbedingt eine Verbesserung der Versorgungslage.

Am Beginn des Aufenthaltes in der englischen Hauptstadt stand der Besuch des Museums of London, das die Stadtgeschichte mit vielen Inszenierungen sehr anschaulich und interessant darstellt.

Danach war unsere Gruppe zu einem Besuch des London Archaeological Archive and Research Centre (LAARC) eingeladen. Hier hatte Francis Grew, der verantwortliche Leiter für den Bereich Arch?ologie, ein kurzes Vortragsprogramm vorgesehen, das von Sophie Jackson und Iris Rodenbüsch gestaltet wurde. Ein weiterer H?hepunkt war der Besuch des British Museums, das viele hochklassige und berühmte Funde aus allen arch?ologischen Epochen und Kulturen aufbewahrt. Die weiteren vielen Sehenswürdigkeiten Londons konnten nach eigenen Vorstellungen besucht werden. Erw?hnt seien hier für den Arch?ologen nur Westminster Abbey, der Tower, das Victoria und Albert Museum oder das kleine Sir John Soanes Museum.

Früh am Donnerstagmorgen ging der Flug dann zurück nach Nürnberg, wo wir planm??ig ankamen.

Im Rahmen des zur Exkursion abgehaltenen Seminares wurde auch ein Exkursionsreader(6.3 MB) erstellt.