Schadenskarte NürnbergStadtarchiv Nürnberg A 4/X Nr. 303

Auf dem Schadensplan der Altstadt Nürnberg ist die Stadtmauer grau markiert. Sie spielte beim Erhalt des Stadtbildes im Zuge des Wiederaufbaus eine wichtige Rolle.

Portraitfoto Carmen EnssBenjamin Herges/Universit?t Bamberg

Carmen Enss leitet das Forschungsprojekt, das im Verbund mit anderen Forschungseinrichtungen in den kommenden Jahren durchgeführt wird.

Bamberger Denkmalwissenschaft erforscht Wiederaufbau nach Zweitem Weltkrieg

Zwischen 1939 und 1949 entstandene Kartierungen geben auch Aufschlüsse für aktuelle Katastrophen.

Die Frauenkirche in Dresden, das Neue Schloss in Stuttgart oder das Heilig-Geist-Spital in Nürnberg: Im Zweiten Weltkrieg wurden diese und viele weitere historische Geb?ude durch Bomben und Feuer zerst?rt. Doch heute sind sie wieder zu besichtigen und geh?ren fest zum Stadtbild – dank des Wiederaufbaus. Ihm lagen oftmals Karten der St?dte zugrunde, die bereits w?hrend des Krieges entstanden, um das historische Erbe der Stadt zu dokumentieren. Im Dezember 2020 startete ein denkmalwissenschaftliches Forschungsprojekt an der Universit?t Bamberg, das diese Karten untersucht.

Die Ergebnisse k?nnten dabei helfen, auch aktuelle Sch?den besser zu kartieren. Nach der Explosion in Beirut im August 2020 wurden der ?ffentlichkeit beispielsweise Stadtkarten zur Verfügung gestellt, um Sch?den einzuzeichnen und den Wiederaufbau zu planen. Auch heute geschieht die Schadenskartierung noch nach einem ?hnlichen Schema wie w?hrend und nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Stadt Nürnberg zum Beispiel bezog 1947 die Bev?lkerung ebenfalls in Form eines Ideenwettbewerbs in den Wiederaufbau ein.

Das Forschungsprojekt wird mit insgesamt 2,5 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gef?rdert. Dr. Carmen Enss, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Denkmalpflege der Universit?t Bamberg, leitet das Projekt, das im Verbund mit anderen Forschungseinrichtungen durchgeführt wird.

St?dte gingen unterschiedlich mit Zerst?rungen um

Zwischen 1939 und 1949 zeichneten Stadtverwaltungen und Fachbeh?rden, aber auch Vereine, Firmen und Privatpersonen Karten. Einerseits beurteilten diese die Geb?ude der Stadt nach ihrem materiellen und ideellen Wert, andererseits hielten sie aber auch Zerst?rungen w?hrend des Krieges fest. ?Im Nachhinein k?nnen uns die Karten unter anderem zeigen, wie Entscheidungen über den Erhalt von Geb?uden getroffen wurden“, erkl?rt Carmen Enss. Interessant sei vor allem zu sehen, wie die unterschiedlichen St?dte mit dem Erbe umgegangen sind. ?Kassel und Hannover haben beispielsweise ihre St?dte ganz neu geplant – geschichtstr?chtige Geb?ude sind beinahe vollends aus dem Stadtbild verschwunden“, erl?utert die Projektleiterin weiter. Im 188bet亚洲体育备用_188体育平台-投注*官网 dazu sei in Nürnberg mehr auf die historisch gewachsene Struktur der Stadt eingegangen worden. Besonders die Stadtmauer, die noch heute die Altstadt s?umt, habe eine wichtige Rolle gespielt.

Durch die Forschung k?nnten auch einige Mythen ausger?umt werden: ?Von München h?rt man oft, dass die Stadt den Krieg recht unbeschadet überstanden h?tte. Dieser Irrtum rührt daher, dass hier der Wiederaufbau ?hnlich wie in Nürnberg nach historischem Vorbild durchgeführt wurde und das heutige Stadtbild dem vor dem Krieg in vielem ?hnelt.“ Viele Sch?den in den St?dten seien au?erdem lange Zeit mit dem Krieg begründet worden, obwohl ein gro?er Teil erst danach entstanden sei. ?Wir versuchen, solche Irrtümer aufzudecken“, erkl?rt die Architekturhistorikerin Enss.

Kartenmaterial soll der ?ffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden

Noch schlummern viele der alten Stadtkarten in Archiven. Zun?chst gilt es, diese zu sammeln, zu digitalisieren und anschlie?end zu analysieren und zu verstehen. ?Meine Vision ist es, das Kartenmaterial danach einer breiten ?ffentlichkeit in digitaler Form zur Verfügung stellen zu k?nnen“, erkl?rt Carmen Enss. Zun?chst beantwortet das Projektteam vor allem folgende Fragen: Wie hat sich die Darstellung der Kriegssch?den und der Wiederaufbauma?nahmen gewandelt? Wie nutzten Politiker oder Verwaltungen die Karten für ihre Ziele? Und welche Funktion hatten die Karten tats?chlich in der Wiederaufbauplanung der ausgew?hlten St?dte in Mittel- und Osteuropa?

Denn nicht nur deutsche St?dte werden untersucht, sondern auch St?dte in Polen, Belarus, der Ukraine und ?sterreich. ?Gerade der Vergleich mit St?dten wie etwa Posen/Poznań, die w?hrend des Krieges oder danach die Nationalit?t wechselten, ist interessant. Wollten sie das deutsche Erbe behalten? Wie unterscheiden sich ehemals sowjetische St?dte von deutschen oder ?sterreichischen in Hinblick auf den Wiederaufbau?“, fragt Carmen Enss.

Das BMBF f?rdert das Forschungsprojekt ?Kartieren und transformieren: Interdisziplin?re Zugriffe auf Stadtkarten als visuelles Medium urbaner Transformation in Mittel- und Osteuropa, 1939–1949“ im Rahmen des Programms ?Kleine F?cher – Zusammen stark“. Es wird im Verbund mit dem Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner, dem Herder-Institut für Ost- und Mitteleuropaforschung in Marburg und dem Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (GESIS) in K?ln bis 2024 realisiert. Kleine F?cher, wie etwa Denkmalpflege, Historische Kartographie oder Digital Humanities arbeiten hier gemeinsam und k?nnen so die Karten aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Die Universit?t Bamberg erh?lt einen Anteil von 1,15 Millionen Euro der bereitgestellten Mittel.

Das Projekt geh?rt zum Forschungsschwerpunkt ?Erschlie?ung und Erhalt von Kulturgut“ der Universit?t Bamberg. Weitere Informationen und aktuelle Meldungen zum Schwerpunkt finden Sie unter www.uni-bamberg.de/forschung/profil/kulturgut.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt unter: urbanmetamapping.uni-bamberg.de

Bild(437.6 KB): Auf dem Schadensplan der Altstadt Nürnberg ist die Stadtmauer grau markiert. Sie spielte beim Erhalt des Stadtbildes im Zuge des Wiederaufbaus eine wichtige Rolle.
Quelle: Stadtarchiv Nürnberg A 4/X Nr. 303

Hinweis: Bei Verwendung des Bildes ?Schadensplan Altstadt Nürnberg“ in elektronischen Medien ist die Aufl?sung des Bildes auf 600x800 Px zu verkleinern.

Bild(1.7 MB): Carmen Enss leitet das Forschungsprojekt, das im Verbund mit anderen Forschungseinrichtungen in den kommenden Jahren durchgeführt wird.
Quelle: Benjamin Herges/Universit?t Bamberg

Weiterführende Informationen für Medienvertreterinnen und -vertreter:

188bet亚洲体育备用_188体育平台-投注*官网 für inhaltliche Rückfragen:
Dr. Carmen Enss
Lehrstuhl für Denkmalpflege des Kompetenzzentrums Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien
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