Fotomontage: Rainer Sch?nauer

Ein Forschungsprojekt untersucht die Meinungen von Bürgern und Eliten in Deutschland und den USA.

Monica Fr?hlich/Uni Bamberg

Matthias Mader...

Monica Fr?hlich/Uni Bamberg

... und Harald Schoen vom Bamberger Lehrstuhl für Politische Soziologie

Die USA – Freund oder Feind?

Forschungsprojekt untersucht Einstellungen zur Au?en- und Sicherheitspolitik

?Deutschlands Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt.“ ?Ein Terroranschlag in den USA ist Dank des Irakkriegs unwahrscheinlicher geworden.“ – Wer glaubt denn sowas; und wer nicht? Ein Verbundprojekt des Bamberger Lehrstuhls für Politische Soziologie und  des Lehrstuhls für Vergleichende Verhaltensforschung der Universit?t Mannheim m?chte es genauer wissen und untersucht die Meinungen von Bürgern und Eliten in Deutschland und den USA.

?Eigentlich gibt es unz?hlige Daten zum Thema ?Au?en- und Sicherheitspolitik‘. Trotzdem ist bisher nur sehr wenig über die Einstellungen der deutschen Bürger zu diesem Themenkomplex bekannt“, begründet Matthias Mader die Entstehung des Forschungsprojekts ?Au?en- und sicherheitspolitische Orientierungen in den USA und der Bundesrepublik. Ein Vergleich von Strukturen, Dynamik und Determinanten auf Bev?lkerungs- und Elitenebene“.

Unter den prüfenden und wachenden Augen von Prof. Dr. Harald Schoen, Inhaber des Lehrstuhls für Politische Soziologie, m?chte er in vorerst drei Jahren herausfinden, wie die deutsche Bev?lkerung auf die Au?en- und Sicherheitspolitik der Bundesregierung im Zeitraum von 1990 bis heute reagiert hat. Interessant ist für ihn dabei unter anderem der Prozess der politischen Repr?sentation: Und was denken die politischen Entscheidungstr?ger zu all dem? Achtet die Politik auf die Einstellungen der Bev?lkerung? Oder übernehmen die Bürger die Positionen der Entscheidungstr?ger? W?hrend in Bamberg zun?chst vor allem die Einstellungen auf deutscher Seite untersucht werden sollen, übernimmt der von Prof. Dr. Hans Rattinger geleitete Mannheimer Standort den Gegenpart innerhalb dieses Projekts, also die Haltung der US-Bürger zur amerikanischen Au?en- und Sicherheitspolitik.

Schon oft stand die Bundesrepublik vor ungew?hnlichen Zerrei?proben, was die Kommunikation ihrer au?en- und sicherheitspolitischen Entscheidungen betrifft. Warum also fiel die Wahl auf den im Vergleich eher unspektakul?r anmutenden Zeitraum der letzten 20 Jahre? ?So unproblematisch waren die letzten zwei Jahrzehnte gar nicht“, weist Harald Schoen die Frage zurück. ?Immerhin haben sie uns mit dem Mauerfall und dem Ende des Kalten Krieges eine Zeitenwende beschert. Die klare, bipolare Welt ist einer ?neuen Unübersichtlichkeit‘ gewichen. Gerade im Verh?ltnis zwischen den USA und Deutschland stellt sich jetzt die spannende Frage, ob sich beide L?nder ohne den gro?en gemeinsamen Feind auseinanderleben.“

Einstellungen als kontextabh?ngige Momentaufnahmen

Die USA – Freund oder Feind? Wie in vielen anderen Fragen zur Au?en- und Sicherheitspolitik auch, gehen die Meinungen der Bürger hier weit auseinander. Die Einstellungsforschung bietet eine Reihe unterschiedlicher Ans?tze, um diese Unterschiede zu erkl?ren. Neuere, kognitionspsychologisch informierte Ans?tze gehen beispielsweise davon aus, dass Einstellungen in gewisser Weise Momentaufnahmen sind. Wie man zu etwas oder jemandem steht, h?ngt demnach davon ab, welche Eindrücke, Vorstellungen, Situationen oder Ereignisse zu einem bestimmten Zeitpunkt aus eigener Perspektive gerade besonders wichtig sind.

Ob die USA von den deutschen Bürgern als kriegslüstern oder als friedensorientiert angesehen werden, kann dann davon abh?ngen, ob der US-Pr?sident in der Tagesschau als Kampfpilot auf einem Flugzeugtr?ger zu sehen ist oder bei einer Preisverleihung in Stockholm. Apropos kriegslüstern: Ist es ein ?Krieg“, den die Bundeswehr in Afghanistan führt oder nicht? Aus kognitionspsychologischer Perspektive ist davon auszugehen, dass auch politische Rhetorik einen Effekt auf die Einstellungen der Bev?lkerung in dieser Sache hat: Denn mit Krieg werden wahrscheinlich weniger erfreuliche Dinge assoziiert als etwa mit einer ?Friedensmission“. 

Politik im Spannungsfeld von Soziologie, Kommunikationswissenschaft und 188bet亚洲体育备用_188体育平台-投注*官网. Komplexe Fragestellungen erfordern umfassende Erhebungsverfahren, deren Ergebnis mehr oder weniger übersichtliche Datens?tze sind. ?Stellen Sie sich einfach einen Steinbruch vor“, erkl?rt Matthias Mader die erste Projektphase. ?Darin befinden sich sehr viele bereits bestehende Umfragen zum Thema Au?en- und Sicherheitspolitik in unserem Untersuchungszeitraum. Es geht nun erst einmal darum, diese an Tageslicht zu bef?rdern und zu schauen, welche Qualit?t sie haben und was damit anzufangen ist. Denn heute werden in der Einstellungsforschung eben andere Fragen diskutiert als zum Erhebungszeitpunkt.“

Die Mühen des Untergrunds

Die beiden Wissenschaftler müssen nun jeden Stein, also jeden bestehenden Datensatz einzeln bearbeiten, abklopfen, katalogisieren, harmonisieren, vergleichen. Erst mit einer Neuordnung k?nnen sie sich eine für ihre Einstellungen passgenaue Struktur schaffen. ?Das bedeutet richtige Flei?arbeit: Hart, unerfreulich, aber sehr wichtig“, beschreibt Mader die aktuelle Situation. 2012 bis 2013 ist die zweite Projektphase geplant, in der die beiden von der retrospektiven in die prospektive Betrachtungsweise umschwenken. Eine eigene, genau auf die Bedürfnisse der Bamberger und Mannheimer Forscher zugeschnittene Umfrage soll die Basis für eine st?rkere theorie- und grundlagenorientierte Arbeit bilden.

Euro-Sinkflug, Afghanistan-Einsatz, israelischer Siedlungsbau  im Gaza-Streifen: Wie nehmen die Bürger die deutsche Au?en-und Sicherheitspolitik wahr? ?ndern sie ihre Einstellungen, gerade auch zum gro?en Bruder USA? Entsprechen sich die Einstellungen von Bev?lkerung und politischer Elite? Nicht zuletzt die mediale Aufmerksamkeit, die diesen Fragen zuletzt zugekommen ist, unterstreicht die Bedeutung dieses Themas. Wenn der Kerngedanke von Demokratie ist, dass das Volk der Souver?n ist, dann kommt den Einstellungen der Bürger eine zentrale Bedeutung zu. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts von Matthias Mader und Harald Schoen versprechen, für das Feld der Au?en- und Sicherheitspolitik wichtige neue Erkenntnisse zu liefern.