Werner Taegert (re.) übergab vier Matrikelb?nde der alten Universit?t an Godehard Ruppert. (Fotos: Andrea M. Müller)

Staatsminister Wolfgang Heubisch sprach auch zum Thema Studienbeitr?ge.

Im Anschluss an die Matrikelübergabe folgte die Ehrung der Preistr?gerinnen und Preistr?ger.

?berraschung für Ulf Schmitt (li.) und Herbert Lauer: Sie wurden beide zu Ehrensenatoren ernannt.

Diskontinuit?t und Identit?t

Historische Matrikel im Rahmen der Gründungsfeier übergeben

Im Zuge der S?kularisation wurde die ?ltere Bamberger Universit?t 1803 aufgehoben. Ihr Bücherfundus wurde von der neu gegründeten Kurfürstlichen Bibliothek –  der heutigen Staatsbibliothek Bamberg – übernommen, in die seinerzeit überdies die Bibliotheken der Stifte und Kl?ster des vormaligen Hochstifts Bamberg Eingang fanden.

Am 19. November, bei der Feier des Jahrestages der Stiftung der Academia Ottoniana vor 365 Jahren, übergab die Staatsbibliothek Bamberg der Universit?t vier Matrikelb?nde aus der frühesten Hochschulgeschichte, die sie seit nahezu 210 Jahren treuh?nderisch gehütet und für die Forschung bereitgehalten hatte.  ?Die Universit?t erh?lt Dokumente ersten Ranges, die eine wesentliche Wegstrecke ihrer Geschichte abbilden“, erkl?rte Prof. Dr. Werner Taegert, Direktor der Staatsbibliothek Bamberg, dem Auditorium des Dies academicus anl?sslich der feierlichen ?bergabe.

?Folge von Abbrüchen und neuen Anl?ufen“

Den besonderen Anlass nutzte Universit?tspr?sident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert für eine Rede der besonderen Art: Er überlie? Vizepr?sident Prof. Dr. Sebastian Kempgen die Begrü?ung und hielt ausnahmsweise selbst den Festvortrag zum 365. Geburtstag der Universit?t über Domus Sapientiae – Zur Geschichte und Identit?t der Universit?t Bamberg. ?Die Geschichte der Universit?t Bamberg weist nahezu keine Kontinuit?t auf, sie ist eine Folge von Abbrüchen begonnener Entwicklungen und neuen Anl?ufen unter jeweils anderen Voraussetzungen“, r?umte er gleich zu Beginn seiner Identit?tssuche ein.

Er nahm die G?ste mit auf eine historische Reise, angefangen beim Seminarium Ernestinum über das Jesuitenkolleg, die Errichtung der Academia Ottoniana, deren Weiterung und Aufhebung zu Zeiten der S?kularisation – bis zur neuen Otto-Friedrich-Universit?t, die 1972 zun?chst als Gesamthochschule wiedergegründet worden war. Brüche und Neuanf?nge scheinen konstitutiv für die Otto-Friedrich-Universit?t: ?Die Universit?tstradition hat sich über manche Schwierigkeiten und staatlichen Eingriffe hinweg am Leben erhalten.“

Auf dem Weg durch die Universit?tsgeschichte bot Ruppert Einblicke in alte Matrikelb?nde, erw?hnte bekannte Namen der alten Bamberger Universit?t wie Johann Baptist von Spix oder Ignaz Christoph D?llinger – und würdigte die Leistungen des ehemaligen Bayerischen Kultusministers sowie seines Vorvorg?ngers im Amt des Rektors: ?Neben Hans Mayer ist sicher Siegfried Oppolzer der Architekt der neuen Universit?t Bamberg.“

Zielvorgaben über-erfüllt

Dass eine Geschichte voller Diskontinuit?ten einem erfolgreichen Identit?tsprozess nicht notwendigerweise abtr?glich ist, konnte Ruppert abschlie?end nicht ohne Stolz an aktuellen Entwicklungszahlen belegen. Zwar habe die Universit?t mit der Priesterausbildung und der Ausbildung von Fachkr?ften der Sozialen Arbeit zwei ihrer historischen Standbeine aufgegeben, dennoch gebe es deutliche Ans?tze für die Auspr?gung einer Identit?t: in der Lehramtsausbildung, in der Etablierung guter Masterstudieng?nge und in der Ver?nderung in Richtung einer polytechnischen Schule – so will Ruppert die Beteiligung der Fakult?t Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI) an der Technologie Allianz Oberfranken (TAO) verstanden wissen.

Auch Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch lie? es sich nicht nehmen, der Universit?t Bamberg zum 365. Gründungstag Grü?e und Glückwünsche zu überbringen. Seine Gru?worte gingen zwar streckenweise in politischen Parolen studentischer Gruppen unter, die die Anwesenheit des Ministers nutzten, um ihre Meinungen über Studienbeitr?ge kund zu tun. Das Wohlwollen gegenüber der oberfr?nkischen Universit?t, die ihre Zielvorgaben ?nicht nur erfüllt, sondern deutlich über-erfüllt“ habe, blieb aber durch den Tumult deutlich erkennbar. Es zeigte sich nicht zuletzt daran, dass Heubisch über lokale hochschulpolitische Entwicklungen ebenso gut Bescheid wusste wie über aktuelle Forschungsprojekte und Initiativen.

Preise und Auszeichnungen

Im Anschluss an die Festrede und die ?bergabe der Matrikel ehrte Vizepr?sidentin Prof. Dr. Astrid Schütz Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler für besondere wissenschaftliche Leistungen: Dr. Heidi Christ, Dr. Marta Famula, Dr. Oliver Hermsen, Dr. Sven Laumer, Dr. Thomas Liebert, Dr. Jan Hendrik Peters, Dr. Nicole Reifarth und Dr. Anna Rosen wurden für ihre hervorragenden Dissertationen ausgezeichnet.

Der Vizepr?sident für Lehre, Sebastian Kempgen, verlieh Silke Wortmann und Jan-David Freund den Preis für studentisches Engagement. Die Russin Alexandra Miroshevskaya erhielt den DAAD-Preis für hervorragende ausl?ndische Studierende. Au?erdem wurde Lyudmyla Gleykh mit dem Fritzi!-Preis für gute Abschlussarbeiten studierender Eltern ausgezeichnet.

Eine gro?e ?berraschung war die abschlie?ende Würdigung von Steuerberater Ulf Schmitt und Alt-Oberbürgermeister Herbert Lauer. Sie wurden von Ruppert zum Dank für ihre Verdienste um die Universit?t zu Ehrensenatoren ernannt.