Bamberger Wissenschaftler erstellen digitale Pl?ne des Doms, die der Dombauhütte bei Sanierung und Restaurierung helfen (Foto: Berthold Werner/wikimedia/gemeinfrei)

Tachymetrie-Messung im Regen (Fotos: Juniorprofessur für Bauforschung und Baugeschichte)

Projektkoordinator Jürgen Giese (l.) schult Teammitglieder

Auswertung der Punktwolke und Fotos im Computerprogramm

Dom wird 1000 – und digital

Universit?t tr?gt zur Erhaltung des Bamberger Doms bei

Die Weihe des Bamberger Doms fand im Jahr 1012 statt. Ein solch imposantes Bauwerk mit diesem hohen Alter ben?tigt st?ndige Beobachtung und zahlreiche Sanierungs- und Restaurierungsma?nahmen. Dies soll in Zukunft leichter werden – mit digitalen Pl?nen des gesamten Doms, die die Juniorprofessur für Bauforschung und Baugeschichte und die Professur für Restaurierungswissenschaften in der Baudenkmalpflege derzeit erarbeiten. Gef?rdert wird das Projekt Der Bamberger Dom digital durch die Oberfrankenstiftung.

Seit 20 Jahren schon besch?ftigen sich die Bamberger Bauforscher, Denkmalpfleger und Restaurierungswissenschaftler mit dem Dom. In dem seit Januar 2011 laufenden dreij?hrigen Projekt Der Bamberger Dom digital werden nun erstmals alle Daten und Erfahrungen zusammengeführt. ?Bamberg kann damit seine Stellung als Kompetenzzentrum für Baudokumentation noch weiter ausbauen“, sagt Projektkoordinator Jürgen Giese, Doktorand der Juniorprofessur für Bauforschung und Baugeschichte. Denn das Projekt ist nicht nur stark in die Lehre eingebunden. Auch ehemalige Studierende des Masterstudiengangs Denkmalpflege k?nnen durch eine weitere Mitarbeit am Projekt auf dem neuesten Stand der Technik bleiben und gleichzeitig an den Standort Bamberg gebunden werden, so Giese.

Nachdem in früheren Projekten bereits einzelne Bereiche des Doms digitalisiert wurden, ist die erstmalige komplette digitale Erfassung des Bauwerks nun eine Herausforderung für die Kooperationspartner Universit?t Bamberg und Staatliches Bauamt Bamberg. Das Projekt ist jedoch auf einem guten Weg: Die ersten Plans?tze, also Grundriss, Quer- und L?ngsschnitte sowie die Au?enansichten, werden im Inventarband des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege ver?ffentlicht, der anl?sslich des 1000-j?hrigen Dom-Jubil?ums erscheinen wird.

Digitale Pl?ne unterstützen die Arbeit der Dombauhütte

Doch das Projekt geht über diese Zwischenetappe hinaus. ?Auf den endgültigen Pl?nen soll man jeden Stein, jede Fuge und jede Ausbesserung am gesamten Dom sehen“, erkl?rt Giese. Damit wird die Arbeit der Dombauhütte, die für den baulichen Erhalt des Bamberger Doms zust?ndig ist, wesentlich erleichtert. Bis heute wird dort mit unhandlichen Pl?nen der Preu?ischen Messbildanstalt von 1903 gearbeitet. Mit der Genauigkeit, dem detaillierten Ma?stab von 1:20 und der Flexibilit?t digitaler Pl?ne k?nnen diese natürlich nicht mithalten. Zwar müssen die Steinmetze der Dombauhütte immer noch vor Ort entscheiden, ob beispielsweise ein Stein ersetzt werden muss. Doch welche Gr??e und Form der Ersatzstein haben und wie er vom Steinbruch vorbereitet werden muss, all das ist aus den digitalen Pl?nen besser ersichtlich. Sie erm?glichen auch, statische Probleme des Bamberger Doms zu beobachten, erl?utert Giese: ?Wie bei vielen Bauwerken dieser Gr??e drückt das schwere Gew?lbe die Au?enw?nde des Doms leicht nach au?en. Durch die pr?zisen Messungen k?nnen wir die Entstehung und das Ausma? dieser Verschiebung beurteilen und die Dombauhütte bei Sanierungen beraten.“ Alle ?nderungen, Beobachtungen und Ma?nahmen sollen nun ganz einfach am Computer festgehalten, nachvollzogen und bei Bedarf ausgedruckt werden.

Methodischer Vorreiter für Nachfolgeprojekte

Das Team der beiden Professuren arbeitet bei der Erstellung der digitalen Pl?ne in drei Schritten, um optimale Arbeitsprozesse für Nachfolgeprojekte zu finden: Zun?chst wird ein ?terrestrisches Laserscanning“ durchgeführt. Dabei tastet ein Laser mit seinem dünnen Strahl rundherum Oberfl?chen in einem engen Raster ab. Das Ergebnis sind dreidimensionale Punktwolken, welche die gescannten Formen gut erkennen lassen. Sie werden in das Auswertungsprogramm eingespeist und dort mit anderen Aufnahmen des Doms zusammengefügt.

Kombiniert wird das terrestrische Laserscanning mit der Photogrammetrie. Hier legen die Forscher Fotos über die Punktwolken, um Farbunterschiede besser sichtbar zu machen, etwa zwischen Stein und Fugen. Fehlt in diesen Aufnahmen noch ein Detail, k?nnen sie mit der sogenannten Tachymetrie einzelne Bereiche direkt vor Ort in die Zeichnungen einfügen. Anhand der so entstehenden Abbildungen k?nnen dann am Bildschirm Stein für Stein, Fuge für Fuge und Ornament für Ornament nachgezeichnet werden – die digitalen Pl?ne entstehen.

ZEMAS-Ringvorlesung zum Bamberger Dom

Das Zentrum für Mittelalterstudien (ZEMAS) organisiert im Sommersemester 2012 eine Ringvorlesung zum Thema Der Bamberger Dom im europ?ischen Kontext. Die Vortr?ge finden jeweils montags um 20 Uhr s.t. in der U2, Raum 025 (H?rsaal 1), statt. Den Auftakt bildet am 23. April Prof. Dr. Peter Wünsche mit dem Thema Der Bamberger Dom als Ort der Liturgie. Das vollst?ndige Programm finden Sie hier: www.uni-bamberg.de/zemas/veranstaltungen/sommersemester-2012/ringvorlesung/. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!