Die Wirtschaftswelt und p?dagogische M?glichkeiten durch eine Brille der Vielfalt zu betrachten lernen die Bamberger WiP?ds (Bild: Mc Fr/stockxchng).

Lehrstuhlinhaber Detlef Sembill und sein Team organisierten zum zehnj?hrigen Geburtstag des Faches ein Jubil?umssymposium ... (Bilder: Lehrstuhl für Wirtschaftsp?dagogik)

... zu dem sich zahlreiche Besucher einfanden.

Blick durch eine Brille der Vielfalt

Ein Portr?t zum zehnj?hrigen Jubil?um der Bamberger Wirtschaftsp?dagogik

Vor zehn Jahren wurde an der Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg der Studiengang Wirtschaftsp?dagogik eingerichtet. Seitdem haben der Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Detlef Sembill und sein Team das interdisziplin?re Fach etabliert und bieten mit ihrem breit gef?cherten Profil den Absolventinnen und Absolventen einen gefragten Abschluss und vielf?ltige Berufschancen.

?Rund 5000 Lernende dreht ein Handelslehrer in Laufe seiner Berufst?tigkeit durch seinen p?dagogischen Fleischwolf.“ Deshalb sieht sich der Professor für Wirtschaftsp?dagogik Dr. Detlef Sembill seit der Gründung des Diplomstudiengangs Wirtschaftsp?dagogik an der Universit?t Bamberg auch als ?Anwalt“ der Schüler und führt seine Studierenden nicht nur an fachbezogene Inhalte des Studiums heran, sondern thematisiert auch politische Fragen und ermuntert zu aktiver gesellschaftlicher Teilhabe und Verantwortungsübernahme.

Der Ruf an die Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg im Jahre 1999, um dort den Studiengang Wirtschaftsp?dagogik aufzubauen, war für den in G?ttingen studierten Wirtschaftsp?dagogen Sembill eine reizvolle Herausforderung. Vor allem den ?vorhandenen Entscheidungsspielraum“  konnte der Professor nutzen, um das Fach am Standort Bamberg mit einem einzigartigen Profil auszustatten. Die empirisch-experimentelle Akzentuierung, wie der Lehrstuhl seinen Forschungsschwerpunkt selbst bezeichnet, sei gerade aufgrund der notwendigen theoretischen ?berprüfung von Lehre und Lehrmethodik für die Praxis besser verwertbar: ?Die Betriebswirte gestalten Arbeitswirklichkeit, die Wirtschaftsp?dagogen wissen aus Experimenten, wie dieses Wissen gelehrt und gestaltet werden sollte.“

Beispielsweise werden Unterrichtsstunden in Klassen gefilmt, um zu beobachten, wie Unterricht sinnvoll und erfolgreich gestaltet werden kann. Für das Analysieren einer videographierten Unterrichtssequenz von 45 Minuten sei dabei zum Beispiel mit rund 50 Stunden Arbeit schon mal zu rechen. Die aufwendige empirische Vorgehensweise sei aber unabdingbar, schlie?lich ?g?be es nichts praktischeres als eine überprüfbare Theorie“, so der Sembill.

Generalit?t als Spezialit?t

Auch die Kombination aus betriebswirtschaftlichen F?chern, P?dagogik, Soziologie, 188bet亚洲体育备用_188体育平台-投注*官网 und Erziehungswissenschaft sei ein Pluspunkt der Absolventinnen und Absolventen der Wirtschaftsp?dagogik. ?Die Spezialit?t unserer Handelslehrer ist ihre Generalit?t“, so Sembill. In Bezug auf den Arbeitsmarkt wei? er: ?Der Nachwuchsmarkt ist leergefegt, nach ihnen wird h?nderingend gesucht“. Also gute Chancen für die Absolventen. Damit dies auch so bleibt, hat der Lehrstuhl im Zuge der Umstellung auf Bachelor und Master viel Energie aufgewandt, die bestehende Vielfalt innerhalb des Studiengangs zu bewahren. Neben dem Schwerpunkt auf Betriebswirtschaftslehre kann ein Zweitfach wie zum Beispiel Deutsch oder Englisch gew?hlt werden. Ende 2001 kam mit dem Studiengang Wirtschaftsp?dagogik mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik ein deutschlandweit einzigartiges Studienangebot hinzu.

Abschlüsse gezielt flexibel gestalten

Bereits Ende 2006 konnten die Studierenden den Bachelor ?Bildungsmanagement“ beginnen. Eine Herausforderung, weil dieser Abschluss sowohl für die Arbeit in einem Betrieb bef?higen, als auch auf den Masterstudiengang Wirtschaftsp?dagogik vorbereiten soll.  Da dieser die M?glichkeit einschlie?t, als Handelslehrer an beruflichen Schulen zu arbeiten, sollten Unterrichtserfahrungen jedoch so bald wie m?glich gemacht werden. Dieses Schulpraktikum war für das Bachelor-Studium anfangs nicht vorgesehen. Dem Einsatz und der Initiative des Lehrstuhls ist es zu verdanken, dass neue Modelle entwickelt wurden. So kooperiert man nun mit ?Universit?tsschulen“, also beruflichen Schulen, in denen den Studierenden M?glichkeiten für diese wichtige berufliche Erfahrung bereits vor dem Beginn des Master-Studiums gegeben wird.

Hochschulpolitisch setzte sich Sembill erfolgreich dafür ein, dass der Master Wirtschaftsp?dagogik dem Lehramtsexamen in Bezug auf die h?heren beruflichen Schulen und Berufsschulen gleichgestellt wird. ?Dafür habe ich mich pers?nlich beim Kultusministerium stark gemacht“, so der Wirtschaftsp?dagoge.

Berufsziel offen

Bei den Studierenden kommt dieser Einsatz an. Der Wirtschaftsp?dagogikstudent Steffen Illig schlie?t n?chstes Jahr sein Studium ab und wünscht seinen Nachfolgern, dass auch sie die Vorteile aus der Kombination von P?dagogik und wirtschaftlicher Kompetenz weiterhin erfahren dürfen. ?In meinem Studium konnte ich einerseits immer meine Neugier auf Wirtschaftsinformatik ausleben und andererseits viel darüber erfahren, wie ich dieses Wissen auch weitergeben kann. Deshalb fühle ich mich auf meinen Berufswunsch Handelslehrer sehr gut vorbereitet,“ so der 31-j?hrige. Wie Steffen haben rund zwei Drittel der Studierenden die allgemeine Hochschulreife auf dem zweiten Bildungsweg absolviert. Die H?lfte der Absolventen ergreift nach dem Studium den Lehrerberuf. Die andere H?lfte ist in Unternehmen t?tig, vor allem im Personalbereich. Auch für die neuen Bachelor und Masterabsolventen sieht Sembill diesen Trend: ?Unsere Absolventen sind für viele Einsatzbereiche vorbereitet und h?chst attraktiv.“

Selbstreguliertes Lernen als Initialzündung

Mit der am Lehrstuhl angegliederten Forschungs?stelle Bildungsmanagement erfolgte Ende 2007 eine inhaltliche Neuaus?richtung. Früher bestand die Fokussierung auf Schulentwicklung und Schulmanagement, nun wurden die Forschungsaktivit?ten im Bereich der Gestaltung betrieblicher Aus- und Weiterbildung ausgebaut. ?Selbstorganisiertes Lernen“ ist dabei eine Lehr-Lern-Kultur, die Sembill konzeptualisierte und deren Wirksamkeit und Erfolg er in zahlreichen Studien empirisch nachweisen konnte. So ist er der ?berzeugung, dass Wissen heute durch blo?e Nachahmung nicht mehr ausreichend vermittelt werden kann: ?Durch die Beschleunigung der Wissensgenerierung in unserer Gesellschaft, muss der Lernende bereits bei dem eigentlichem Prozess beteiligt werden, dass hei?t er steuert die Wissensgenerierung selbst mit und lernt gleichzeitig auch durch die Auseinandersetzung mit den Mitlernenden.“

Praktisch k?nnte das hei?en, dass in einem Betrieb die Auszubildenden bei der L?sung eines Problems, wie beispielsweise der Verbesserung eines Montagevorgangs beteiligt sind; und damit nicht nur wie gew?hnlich die L?sung am Ende erkl?rt bekommen, um sie in Zukunft auszuführen. Dies wirft auch auf die Diskussion um Motivations- und Verst?ndnisprobleme von Lernenden ein neues Licht, weil diese durch die Verantwortungsübernahme und aktive Mitbestimmung anders an den Lernprozess herangehen. So waren das Selbstorganisierte Lernen mit seinen Implikationen und Effekten und die Frage, wie damit die Qualit?t der Lehre verbessert werden kann, auch ein zentrales Thema auf dem internationalen Symposium am 12. Juni anl?sslich des zehnj?hrigen Bestehens des Lehrstuhls für Wirtschaftsp?dagogik in Bamberg

W?rme mit Strahlkraft

Für die Zukunft der Wirtschaftsp?dagogik sieht Sembill noch viel Potenzial, gerade aufgrund der Erkenntnisse zum Selbstorganisierten Lernen, die zunehmend auch in schulischen und betrieblichen Lernkontexten Geh?r finden. Der Blick durch diese ?Brille der Vielfalt“ erm?gliche neue Sichtweisen, die besonders an den Schnittstellen zwischen Disziplinen m?glich sind. ?Schnittstellenwissenschaften wie die Wirtschaftsp?dadogik haben die M?glichkeiten Reibung zu erkennen, und wo Reibung ist, entsteht auch W?rme, die ausstrahlen kann“, erkl?rt Sembill seine Motivation, die Lehre der Lehrenden weiter voranzutreiben.

Weitere Informationen:

Den Internetauftritt der Bamberger Wirtschaftsp?dagogik finden Sie hier.