Baunach-Hahnleite – ein Siedlungsplatz vom ?bergang der Stein- zur Bronzezeit

Seit ca. 15 Jahren konnte Franz G?tz, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Sammlung Baunach, auf einem von ihm entdeckten Fundplatz zahlreiche Keramikbruchstücke und Steinartefakte auflesen, die sowohl Charakteristiken der ausgehenden Steinzeit (Endneolithikum) als auch der Frühbronzezeit aufweisen.
Als Vorrede ist diesbezüglich ein kurzer Abri? zum derzeitigen Forschungsstand unumg?nglich:
Das Endneolithikum (in unserem Raum ca. von 2800 bis 2200 v.Chr.) ist in Oberfranken zum einen durch die regionale Erscheinung der Gruppe Burgerroth "Altenberg", zum anderen durch die überregionalen Ph?nomene der Kultur mit Schnurkeramik und der Glockenbecherkultur vertreten. Nach einem 14C-Datum aus Voitmannsdorf scheint das regionale Endneolithikum noch mindestens bis ins 26.Jh. v.Chr., parallel neben der wohl schon ab dem 28.Jh. v.Chr. anwesenden Schnurkeramik, zu existieren. Die Glockenbecherkultur tritt dagegen wohl frühestens um 2500 v.Chr. in Erscheinung.

Ab ca. 2300/2200 v.Chr. treten in einigen Regionen (z.B. in Süd- und Mitteldeutschland) erstmals Gr?berfelder auf, die sich durch recht reiche Metallbeigaben auszeichnen, die oft noch aus Kupfer, zum Teil aber schon aus bewu?t legierter Zinnbronze (mit ca. 10 % Zinnbeimengung) bestehen (Krause 1988). Im Sinne einer Periodisierung wurde mit diesen Fundpl?tzen der Beginn der Bronzezeit (nach Paul Reinecke Stufe A 1) festgelegt (Reinecke 1924). Problematisch ist dieser frühestbronzezeitliche Zeitraum deshalb, da sich in den Gr?bern kaum Keramik findet. Metall war so wertvoll, dass es bei Auflassen von Siedlungen nicht zurückgelassen wurde, lediglich die Keramik, die für diese Zeit eben nicht so bekannt ist, blieb dabei zurück. Ab der Stufe Frühbronzezeit A2 (zu Beginn des 2.Jts. v.Chr.) ?ndert sich das Bild etwas: wir kennen die Siedlungskeramik aufgrund dendrodatierter Uferrandsiedlungen aus dem südwestdeutschen und schweizerischen Raum recht gut (Krumland 1998).
Erst in den letzten Jahren wurden einige Fundpl?tze, die sowohl noch stark neolithische, als auch bereits bronzezeitliche Züge aufwiesen, der Stufe A 1 zugeordnet (Stoll-Tucker 1995). Mittlerweile gibt es auch Dendrodaten, die dies best?tigen (Conscience/Eberschweiler 2001).
Baunach-Hahnleite liefert nun ebenfalls überwiegend keramisches Material, welches Elemente beider vorgeschichtlicher Epochen (Neolithikum / Bronzezeit) enth?lt.
Der Fundplatz liegt im ?stlichen Bereich einer unscheinbaren Hügelkuppe, die sich südwestlich der bis auf 284 m über NN ansteigenden Anh?he "Hahnleite" und wenige hundert Meter nord?stlich des Gewerbegebietes Baunach-Eichen befindet. Auf einer Fl?che von ca. 10 x 5 Metern zeigte der Acker eine dunklere F?rbung auf, aus der laut Aussage von Franz G?tz auch die Masse der Funde stammte. Wegen des ausgesprochen interessanten Fundstoffs (auch im Hinblick auf eine geplante Magisterarbeit zum Endneolithikum und der ?lteren Frühbronzezeit in Oberfranken) führte die Professur für Vor- und Frühgeschichte der Universit?t Bamberg nach Absprache mit Prof. Dr. Bj?rn-Uwe Abels (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Au?enstelle Oberfranken) im Winter 2000/01 eine kleinere Sondage der Fundstelle durch, um Erkenntnisse zur Befunderhaltung zu gewinnen. Im Vorfeld wurden geologische und pedogenetische Untersuchungen durchgeführt sowie die Fundstelle eingemessen.
Der Schnitt wurde zun?chst als Rechteck von 4 x 3 Metern im Zentrum der Verf?rbung festgelegt und als Kreuzschnitt mit 1 m Breite über die gesamte Verf?rbung hinaus erweitert.
Im humosen, dunkelbraunen Pflughorizont (schluffiger Sand), der eine durchschnittliche M?chtigkeit von etwa 30 cm aufwies, konnten keramische Bruchstücke in geringer bis m??iger Menge geborgen werden. Fundreicher war ein teilweise auftretendes, 5-10 cm starkes, dunkler gef?rbtes Band, welches sich etwa 20 cm unter der Ackeroberfl?che befand. Die Funde reichen dann teilweise noch etwa 2-3 cm in den n?chsten Bodenhorizont (Gemisch aus Flugsand und verwittertem, anstehenden Feuerletten-Ton) hinein. In ca. 70 - 80 cm Tiefe steht dann der Feuerletten als rotbrauner Ton mit grünlich-gelb verwitterten Sandsteineinschlüssen als Ausgangssubstrat der Bodenbildung an. Er wirkt an feuchten Tagen als Wasserstauer; in Verbindung mit Hangzuzugswasser ist dadurch fl?chig ein kr?ftiger Pseudogley entstanden.
Arch?ologisch deutbare Befunde (Pfostenl?cher, Gruben etc.) konnten im gesamten Schnittbereich nicht beobachtet werden. Es handelt sich wohl demnach bei dem dunkleren Band, welches auch feinste Holzkohlepartikel enthielt, um den recht dünnen Rest einer vom Pflug fast restlos zerst?rten, ehemaligen Siedlungsschicht, die in untersuchtem Gebiet eine Fl?che von ca. 7 x 4 m einnimmt (die Grenzen waren selten klar erkennbar und zum Teil nur anhand des Holzkohleanteils festzustellen). In Anbetracht einer m?glichen Hausstelle wurde noch eine Ecke des Rechtecks untersucht, aber die Hoffnung auf Befunde best?tigte sich wiederum nicht. Ob das Fehlen von Pfostenl?chern oder Gruben eine Bauweise wie beispielsweise Schwellbalkenkonstruktion anzeigt oder die Befunde durch die gegebenen Bedingungen (z.B. oft extrem durchn??ter Boden) nicht mehr sichtbar sind, ist freilich nicht zu kl?ren.
Von bodenkundlicher Bedeutung ist noch, da? infolge der ackerbaulichen Terrassierung des Gel?ndes die Fundstelle einer Erosion unbestimmten Ausma?es unterlag bzw. noch unterliegt (Erosion am Hangteil, Akkumulation im Talteil der Terrassen). Dies zeigten die Bohrungen recht deutlich; der humose Oberboden weist oberhalb und unterhalb der Fundstelle immerhin noch ca. 70 cm M?chtigkeit auf. M?glicherweise verbergen sich darunter weitere Befunde dieser Siedlungsperiode.

Die Keramik zeigt als endneolithische Einflüsse u.a. folgende Elemente: Randlochung (die recht typisch für die endneolithischen Gruppen Bernburg, Wartberg/Burgerroth, Voitmannsdorf, ist, aber auch in Zusammenh?ngen mit der Glockenbecherkultur hin und wieder auftritt), glatte, randnahe Leisten (sowohl in regionalen, endneolithischen Gruppen, als auch besonders für Siedlungsware der Glockenbecherkultur typisch), vertikal durchbohrte Schnur?sen und die Formen der Gef??e selbst, so z.B. kegelartig einziehende Gef??e und Schüsseln mit Leisten auf dem Gef??umbruch.
Frühbronzezeitliche Elemente, die sicher ebenfalls aus neolithischen Vorbildern hervorgingen, sind die in Baunach recht h?ufigen fingertupften oder gekerbten randnahen Leisten und die teilweise im unteren Bereich des Gef??es auftretende Schlickrauhung. Diese Art der Verzierung bzw. Rauhung tritt aber auch im westb?hmischen Raum im Bereich der sogenannten ?ivna?-Kultur auf, die gleichfalls in das 3. Jahrtausend v.Chr. datiert (Ehrich/Pleslová-Stiková/Filip 1968).
Die Steinfunde (u.a. gestielte und geflügelte Silexpfeilspitzen und kleine Einsatzbeilchen aus Felsgestein) sind in diesem Zeitraum ebenfalls g?ngige Artefakttypen.

Von g?nzlich anderer Machart sind einige wenige Scherben, die von der Profilierung her eher der Stufe Frühbronzezeit A 2 (ca. 1950-1600 v.Chr.) zugeordnet werden k?nnen. M?glicherweise zeugt dies von einer zweiten, kurzzeitigen Begehung der Fundstelle in dieser Zeit.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten:
Der Fundplatz Baunach-Hahnleite lieferte aus Gründen von ackerbaulicher Bewirtschaftung und Bodenerosion kaum noch auswertbare Siedlungsstrukturen, dafür aber umso interessanteres Fundmaterial. Dieses kann aufgrund typologischer Merkmale als endneolithisch/frühbronzezeitlich bezeichnet werden und datiert mit gro?er Wahrscheinlichkeit in das sp?te 3.Jahrtausend v.Chr. bzw. an den ?bergang zum 2. vorchristlichen Jahrtausend, da es sowohl noch klar endneolithische Elemente, als auch bereits frühbronzezeitliche enth?lt.
Eine genauere Datierung ist mangels vergleichbarer Fundpl?tze in der n?heren Umgebung und absoluter Daten bisher nicht m?glich.
Im frühen 2. Jahrtausend v.Chr. fand wohl eine erneute Begehung des Fundortes statt, die aber wegen des ?u?erst geringen Fundniederschlags wohl nicht zu einer Siedlungst?tigkeit führte.


Text: Timo Seregély