Aktuelle Informationen

Dr. Claudia Esch wechselt an die Universit?t Würzburg

Dr. Claudia Esch wechselt ab 01. M?rz 2024 an das Zentrum für Philologie und Digitalit?t (ZPD) der Universit?t Würzburg (https://www.uni-wuerzburg.de/zpd/). Sie wird dort schwerpunktm??ig im Bereich digitaler Editionen t?tig sein. Darüber hinaus wird sie das Ziel des Zentrums, den Austausch zwischen Geisteswissenschaften, Digital Humanities und Informatik zu f?rdern, tatkr?ftig unterstützen. Sie erreichen Frau Esch ab M?rz per Email unter claudia.esch(at)uni-wuerzburg.de. Für Fragen, die zurückliegende Lehrveranstaltungen an der Universit?t Bamberg betreffen, wenden Sie sich bitte zun?chst an das Sekretariat des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte.

Zehn Jahre Kooperation der Universit?t Bamberg mit der Elfenbeinküste

Seit inzwischen zehn Jahren besteht eine enge Kooperation zwischen der Universit?t Bamberg und ihren Partnerhochschulen in der Elfenbeinküste (franz?sisch C?te d’Ivoire). 2008 unterzeichnete Universit?tspr?sident Prof. Dr. Godehard Ruppert in Abidjan das bis heute geltende Kooperationsabkommen mit der gr??ten staatlichen Universit?t des Landes, der Université de Cocody, die seit 2012 den Namen des Staatsgründers Félix Houphou?t-Boigny tr?gt. Hinzugekommen sind inzwischen die zweitgr??te staatliche Universit?t in Bouaké, wo seit einigen Jahren der erste aus der Universit?tskooperation mit der Elfenbeinküste hervorgegangene Bamberger Doktorand Mittelalterliche Geschichte lehrt, und in Yamoussoukro das Institut national polytechnique Houphou?t-Boigny (INPHB), die Elitehochschule des Landes für die technischen Disziplinen und die Wirtschaftswissenschaften.

Am vergangenen Freitag kamen Vertreter der ivorischen Botschaft in Berlin, unter ihnen der derzeitige Gesch?ftstr?ger, und Vertreter der Partnerhochschulen, unter anderen der Vizepr?sident der Université Félix Houphou?t-Boigny und der Leiter der Schule für Wirtschaftswissenschaften des INPHB, mit Professoren, Nachwuchswissenschaftlern und Studierenden an der Universit?t Bamberg zusammen, um gemeinsam eine Bilanz des in den letzten zehn Jahren erreichten Standes der Kooperation zu ziehen und Perspektiven für den zukünftigen Ausbau der Zusammenarbeit zu entwickeln. Die Vertreter der Botschaft und der Partnerhochschulen führten zudem ein Gespr?ch mit dem Pr?sidenten der Universit?t Bamberg. Er unterstrich, dass gerade auch der Bereich der Kulturgutsicherung und Bauforschung zahlreiche M?glichkeiten einer Zusammenarbeit bietet, insbesondere bei der Dokumentation und Erhaltung der seit 2012 als Weltkulturerbe anerkannten Kolonialstadt Grand Bassam.

Zu den Besonderheiten der Bamberger Universit?tskooperation mit Westafrika geh?rt es, dass von Anfang gro?er Wert auf die Einbeziehung von Studierenden gelegt wurde und dass diese Studierendenmobilit?t in beide Richtungen funktioniert. So konnte schon 2008/09 die erste Bamberger Teilnehmerin am Austausch ihr Studium an der Université de Cocody mit einer Licence (= Bachelor) in Politikwissenschaften abschlie?en. Vor zwei Jahren verbrachten zwei Studierende der Wirtschaftswissenschaften ein Studienjahr bzw. ein Semester am INPHB. Ihr Mut, an eine afrikanische Hochschule zu gehen, zahlte sich aus, denn ihr Aufenthalt spielte in Vorstellungsgespr?chen als Ausweis von Belastbarkeit, Flexibilit?t und interkultureller Kompetenz eine zentrale Rolle. Andere Studierende nutzten ihr Studienjahr oder -semester in Abidjan für umfangreiche Praktika. Einer von ihnen, Riccardo Schreck, war sogar an der Gründung einer Schule in einem sozialen Brennpunkt im Norden von Abidjan beteiligt, die bis heute existiert und von dem von Riccardo Schreck mitgegründeten Verein Change e.V. unterstützt wird.

Warum arbeitet die Universit?t Bamberg gerade mit der Elfenbeinküste zusammen? Das westafrikanische Land galt wegen seiner stabilen politischen Ordnung und aussichtsreichen wirtschaftlichen Entwicklung als weltgr??ter Kakaoexporteur und einer der wichtigsten Erzeuger von Kaffee und Ananas lange als die ?Schweiz Westafrikas“. Ethnische und religi?se Vielfalt pr?gten die ivorische Identit?t als ?Land der Gastfreundschaft“ (terre de l’hospitalité), wie es in der Nationalhymne hei?t. Auf den ersten Blick scheint das Land von Gegens?tzen gepr?gt. Die vier gro?en Sprachfamilien Westafrikas treffen in der Elfenbeinküste aufeinander und auch die Wirtschaftsweise und Ern?hrung in den einzelnen Teilen des Landes unterscheidet sich grundlegend. Gerade diese Vielfalt aber garantiert den Zusammenhalt: In einem Land mit über 60 Sprachen kann keine Ethnie für sich in Anspruch nehmen, die eigentliche Staatsnation zu sein und auf die anderen als ?Minderheiten“ herabblicken. Weder Christen noch Muslime noch die Anh?nger traditioneller Religionen haben die Mehrheit im Land. Die sprachlichen und religi?sen Grenzen verlaufen zudem quer durch die Familien, so dass in Krisenzeiten der Zusammenhalt von Dorf und Verwandtschaft über ideologischen und religi?sen Gegens?tzen steht.

Trotz dieser eigentlich günstigen Voraussetzungen stand und steht die Elfenbeinküste vor gro?en Herausforderungen. Die politische Krise der Jahre 2002 bis 2011, die zeitweise zur Spaltung des Landes in einen von Rebellen kontrollierten Norden und einen von der Regierung kontrollierten Süden führte, eskalierte nach den Pr?sidentschaftswahlen von 2010 für kurze Zeit in bürgerkriegs?hnlichen Unruhen. Die Verh?ltnisse stabilisierten sich zwar rasch wieder; die Wiederherstellung des Vertrauens zwischen den Bev?lkerungsgruppen vollzog und vollzieht sich jedoch deutlich langsamer.

Wie überall in Westafrika haben zudem die Abwertung der westafrikanischen Gemeinschaftsw?hrung Franc CFA 1995 und der Verfall der Kakaopreise in den letzten Jahren die Wirtschaftskraft des Landes geschw?cht, gleichzeitig aber zeigen sich die Folgen des rapiden demographischen Wachstums. Die Einwohnerzahl ist von 3,5 Millionen im Jahr der Unabh?ngigkeit von Frankreich (1960) auf über 20 Millionen angewachsen, fast die H?lfte der Bev?lkerung ist unter 20 Jahre alt. Eine st?ndig wachsende Zahl junger Leute dr?ngt in die Schulen und Hochschulen des Landes und auf einen Arbeitsmarkt mit nur wenigen offenen Stellen.

Für die Bew?ltigung dieser Schwierigkeiten haben die Universit?ten in der Elfenbeinküste eine Schlüsselstellung. Anders als im englischsprachigen Afrika, wo Universit?ten Studiengebühren erheben und daher nur für die Kinder der reicheren Schichten zug?nglich sind, stehen Staatsuniversit?ten im franz?sischsprachigen Afrika Studierenden aller Schichten offen. Die am Austausch mit Bamberg teilnehmenden ivorischen Studierenden stammen oft aus Familien, die ihren Kindern mit gro?er Anstrengung den Schulbesuch erm?glichten, sie aber im Studium kaum unterstützen k?nnen. Sie studieren unter schwierigen Bedingungen, ohne Zugang zu gut ausgebauten Bibliotheken und Internetdatenbanken. Umso wichtiger ist es gerade für Masterstudierende und Doktoranden, dass sie in Bamberg die M?glichkeit erhalten, unter europ?ischen Bedingungen ihr Studium abzuschlie?en und mit dem in Deutschland erworbenen Wissen in ihr Heimatland zurückkehren und zu seiner Entwicklung beitragen.

Erstaunlich gro? ist das Interesse an der deutschen Sprache in der Elfenbeinküste. Ein Drittel aller Schüler an weiterführenden Schulen lernt Deutsch als zweite Fremdsprache, entsprechend gro? sind die Germanistikabteilungen an den Universit?ten, die den Deutschlehrernachwuchs ausbilden. Au?erordentlich wichtig ist es daher, dass das bayerische Kultusministerium auf Initiative des Koordinators der Kooperation der Universit?t Bamberg mit der Elfenbeinküste, Prof. Dr. Klaus van Eickels, seit drei Jahren j?hrlich drei ivorische Studierende einl?dt, als Fremdsprachenassistenten zum Franz?sischunterricht an bayerischen Gymnasien beizutragen. Wie franz?sische und englische Teilnehmer an dem seit vielen Jahrzehnten bestehenden P?dagogischen Austauschdienst erhalten sie die Chance, für ein Jahr in dem Land zu leben, dessen Sprache sie sp?ter unterrichten sollen. Au?erdem bietet sich ihnen die M?glichkeit, 188bet亚洲体育备用_188体育平台-投注*官网 zu deutschen Professorinnen und Professoren aufzunehmen, die in der Folge ihre Dissertationen betreuen. Die von ihnen unterrichteten Schülerinnen und Schüler erhalten dagegen einen Einblick in die Vielf?ltigkeit der Kulturen der Frankophonie und erleben, dass Franz?sisch nicht nur in Frankreich gesprochen wird, sondern eine Weltsprache ist.

Bei einem Besuch der Aufnahmeeinrichtung Oberfranken konnten sich die Vertreter der ivorischen Botschaft und der Partnerhochschulen einen Eindruck davon verschaffen, wie ivorische Doktoranden der Germanistik ihre didaktischen F?higkeiten im Deutschunterricht für die neu angekommenen Migranten aus Russland, Eritrea, dem Iran, Afghanistan und anderen L?ndern einsetzen. Der Umgang mit sprachlich gemischten Gruppen, die zun?chst keine gemeinsame Verst?ndigungssprache mit ihrem Lehrer haben, ist für jeden auf dem Land aufgewachsenen Ivorer eine selbstverst?ndliche Kindheitserfahrung, da Dorfschulen in der Elfenbeinküste nach diesem Prinzip funktionieren. Den ivorischen Doktoranden der Germanistik erm?glicht die T?tigkeit als Sprachlehrer die Finanzierung ihres Studiums, der Aufnahmeeinrichtung erm?glicht ihr Einsatz ein Kursangebot, das ansonsten kaum sicherzustellen w?re.