Forschungsprojekt

Grundrisse zur Dogmatik

Mit dem theologischen Aufbruch und Umbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils kam auch Bewegung in die Darstellung katholischer Dogmatik. Das seit dem 19. Jahrhundert herrschende Modell der Neuscholastik, das nach einem starren Muster in deduktiver Weise Lehramtsaussagen wiedergab und er?rterte, wurde abgel?st durch ein heilsgeschichtlich orientiertes Modell, das in induktiver Weise von der Basis biblischer Theologie aus das kirchliche Glaubensgut interpretiert. Den gro?en Anfang machte das monumentale Sammelwerk "Mysterium Salutis. Grundri? heilsgeschichtlicher Dogmatik", das von 1965-1976 in fünf B?nden erschien und das 1981 durch einen Erg?nzungsband aktualisiert wurde(1). Eine neue Generation kollektiver Dogmatiken erschien drei?ig Jahre nach dem Vatikanum II mit zwei Sammelwerken. 1992 kam das zweib?ndige "Handbuch der Dogmatik"(2); 1995 folgte das dreib?ndige Werk "Glaubenszug?nge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik"(3).

In den Sammelwerken (4) sind nach dem Prinzip der Spezialisierung die einzelnen Traktate von jeweils einem anderen Verfasser erarbeitet. Das hat den Nachteil, da? keine durchgehende theologische Linie entwickelt werden kann. Ein geschlossener Gesamtentwurf ist nur m?glich, wenn ein einziger Autor alle Traktate abhandelt. Eine einheitlich gepr?gte Gesamtdogmatik hat nach dem Vatikanum II nur Michael Schmaus geliefert mit seiner sechsb?ndigen Reihe "Der Glaube der Kirche"(5). Unvollendet ist der Gesamtentwurf von Johann Auer in der "Kleinen Katholischen Dogmatik", die er 1970 mit dem Band zur Gnadenlehre er?ffnete. Bis 1983 fungierte Joseph Ratzinger (der jetzige Vorsitzende der Glaubenskongregation) als Mitherausgeber sowie als Verfasser des Eschatologiebandes. Von den geplanten 8 B?nden konnte Auer den bis zuletzt aufgehobenen Einleitungsband nicht mehr fertigstellen (6).

Nun ist es ein Desiderat, da? der dogmatische Forschungsstand der neunziger Jahre in einem Gesamtentwurf durch einen einzigen Autor zusammengefa?t wird. Diesen Versuch eines Werkes "aus einem Gu?" will mein Projekt einer sechsb?ndigen Dogmatik unternehmen. In den geplanten sechs Grundrissen zur Dogmatik m?chte ich in Lehrbuchform die zentralen dogmatischen Traktete behandeln: Gotteslehre, Sch?pfungslehre und Theologische Anthropologie, Christologie, Ekklesiologie, Sakramentenlehre und Eschatologie. Wie sehen der Grundansatz und der Grundinhalt der sechs B?nde aus?


I. Grundansatz für die Grundrisse zur Dogmatik

Entscheidend ist die theologische Grundorientierung, die alle B?nde pr?gen soll. So werden zuerst die Grundkriterien und die Grundaufgaben der Dogmatik beschrieben, die das Leitbild abgeben. Dann wird die formale Grundstruktur der sechs B?nde skizziert.


1. Kriterien christlicher Dogmatik

Für den christlichen Glauben teilt sich das Geheimnis Gott entscheidend in konkreten geschichtlichen Formen des Wortes mit. Der Gewichtung nach kann ein dreistufiges Wort Gottes unterschieden werden: das personale Wort Gottes in Jesus Christus, das urkundliche Wort Gottes im biblischen Zeugnis und das interpretierte Wort Gottes in der kirchlichen Tradition.

Entsprechend diesem dreistufigen Wort Gottes gilt ein dreistufiges Kriterium für die gesamte christliche Glaubenswissenschaft, insbesondere für die Dogmatik: Jesus Christus ist die letztgültige Grundnorm, das biblische Zeugnis ist normierende Norm und die kirchliche Tradition ist normierte Norm.

  1. Jesus Christus als Grundnorm
    Da nach neutestamentlichem Zeugnis Jesus Christus als der Sohn Gottes die Selbstmitteilung Gottes in Person ist (vgl. Joh 1,18), bildet Jesus Christus das fundamentale und zentrale Kriterium christlicher Dogmatik. Doch mu? bei der Bestimmung des genuin Christlichen der ganze Christus beachtet werden. Wenn Jesus Christus als personales Wort Gottes bezeichnet wird, dann spricht er verbindlich nicht nur mit seiner Botschaft, sondern auch mit seiner Menschwerdung, mit seinem gesamten Verhalten sowie mit seinem ganzen Geschick in Kreuzestod, Auferstehung und Erh?hung.

    In diesem Sinn gilt: Alle christliche Dogmatik mu? christozentrisch sein. Jesus Christus ist das Zentrum, um das alle rationale Reflexion des christlichen Glaubens kreisen mu?; Jesus Christus ist die letztverbindliche Orientierung für alle Aussagen christlichen Glaubens. Demnach kann sich nur das als genuin christliche Glaubenswahrheit ausweisen, was der lebendigen Norm der ganzen Person Jesu Christi entspricht.
  2. Das biblische Zeugnis als normierende Norm
    Die menschlichen Erfahrungen der Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus liegen in der Urkunde der neutestamentlichen Schriften vor. Diese sind seit der Urkirche mit den heiligen Schriften des Volkes Israel zur Bibel zusammengefa?t. Es besteht ja eine innere Einheit zwischen Altem und Neuen Testament, weil es in beiden um die Offenbarung und das Heilswirken des ganz gleichen Gottes geht. Durch die kirchliche Festlegung des Kanons der Bibel hat das biblische Zeugnis normativen Charakter. Da das biblische Zeugnis das bleibende Urdokument der Offenbarungserfahrungen bildet, hat es eine kriteriologische Sonderstellung als normierende Norm (norma normans).

    Allerdings ist zu beachten, da? dieses urkundliche Wort Gottes nicht im Literalsinn, als nicht wortw?rtlich, sondern nur in differenzierter Form als Kriterium gebraucht werden kann. Der normative Wert hat seinen tiefsten Grund in der Annahme einer g?ttlichen Inspiration der Bibel, d.h. in der Annahme, da? die biblischen Schriften unter besonderer Erleuchtung des Geistes Gottes abgefa?t sind. Dennoch handelt es sich um Schriften, die in menschlicher Begrenztheit geschrieben sind: Das biblische Zeugnis ist Wort Gottes in menschlich begrenzter Sprache. Im biblischen Zeugnis ist zu unterscheiden zwischen den historisch bedingten Aussageformen und dem überzeitlich bleibenden Aussageinhalt.

    In diesem Sinn gilt: Alle christliche Dogmatik mu? biblisch fundiert sein. Die Bibel oder, exakter, das historisch-kritisch interpretierte biblische Zeugnis bildet das unaufhebbare Fundament christlicher Glaubensinhalte. Demnach kann sich nur das als genuin christliche Glaubenswahrheit ausweisen, was - in der beschriebenen differenzierten Weise - biblisch begründet ist.
  3. Die kirchliche Tradition als normierte Norm
    Das biblische Zeugnis wird im Lauf der Kirchengeschichte durch verschiedene Instanzen interpretiert. Dieser geschichtliche Interpretationsproze? nimmt als weitergegebene Tradition selbst wieder normativen Charakter an. In katholischer Sicht wird die Lehrtradition durch drei wertig abgestufte Interpretationsinstanzen getragen: Das autoritative Lehramt legt Glaubenss?tze allgemeinverbindlich fest; die wissenschaftliche Theologie er?rtert die Glaubensinhalte in rationaler Reflexion; der Glaubenssinn der Gl?ubigen (sensus fidelium) entwickelt aus der Praxis Glaubensanschauungen oder nimmt auf dem Weg der Rezeption Stellung zu den vorgelegten Glaubensinhalten.

    Als Interpretation des biblischen Zeugnisses oder kurz als interpretiertes Wort Gottes ist die kirchliche Lehrtradition eine sekund?re Norm. Da sie dem biblischen Zeugnis untergeordnet und damit von ihm normiert ist, fungiert die Lehrtradition als normierte Norm (norma normata). Da? auch das Lehramt unter dem biblischen Wort Gottes steht, hat das Vatikanum II ausdrücklich betont: "Das Lehramt steht nicht über dem Wort, sondern dient ihm" (DV 10). So kann das Lehramt nur etwas entfalten, was im biblischen Zeugnis schon enthalten ist; es darf keine widerbiblischen oder bibelfremden Glaubenss?tze vorlegen.

    In diesem Sinn gilt: Alle christliche Dogmatik mu? traditionsorientiert sein. Die Tradition ist ein sekund?rer, aber doch sehr wichtiger Ma?stab christlichen Glaubens. Dabei bleibt die Geschichtlichkeit der Tradition zu beachten: Echte Tradition ist einerseits zeitgeschichtlich bedingt, andererseits geht sie lebendig auf die jeweilige zeitgeschichtliche Situation ein. Demnach kann sich nur das als genuin christliche Glaubenswahrheit ausweisen, was in Orientierung an der Tradition oder in Auseinandersetzung mit ihr formuliert ist.


2. Grundaufgaben der Dogmatik

Als wissenschaftliche Reflexion der verbindlichen Glaubenswahrheiten hat die Dogmatik eine dreifache Funktion: Sie mu? Information liefern über die vorgegebenen Glaubensinhalte; sie mu? eine Interpretation der Glaubensinhalte erbringen; sie mu? eine Verifikation der Glaubensaussagen leisten.

  1. Die informative Aufgabe der Dogmatik
    In erster Hinsicht mu? die Dogmatik deskriptiv informieren über das Gesamt der christlichen Glaubensinhalte, und zwar in ihrer historischen Entwicklung. Hier fungiert die Dogmatik als Dogmengeschichte, d.h. als Geschichtswissenschaft, die mit historisch-kritischer Methode arbeitet.

    Bei der informativen oder berichtenden Aufgabe geht es im Grundansatz um die Erforschung der schriftlichen Zeugnisse des christlichen Glaubens. Es sind die Glaubensaussagen des biblischen Urzeugnisses (von Altem und Neuem Testament) sowie des Traditionszeugnisses (von Lehramt, Theologie und Glaubenssinn) darzustellen.

    Dabei f?llt eine zweifache Leistung an. In einer ersten Stufe mu? eine dekriptive Auflistung aller wichtigen Quellen, die sich im Laufe der Kirchengeschichte angesammelt haben, erfolgen. Eine zweite Stufe hat eine historisch-kritische Differenzierung zu erbringen. Hier müssen zum einen die bleibenden Sachaussagen unterschieden werden von den zeitbedingten Aussageformen (sprachlicher und sozio-kultureller Art). Zum anderen mu? unterschieden werden zwischen ursprünglichen Ans?tzen und sp?teren Zus?tzen (positiv als Entfaltungen und Erg?nzungen, negativ als ?berfremdungen und Fehlinterpretationen).
  2. Die interpretative Aufgabe der Dogmatik
    In zweiter Hinsicht mu? die Dogmatik die Glaubensaussagen der Quellen methodisch interpretieren. Hier fungiert die Dogmatik als eine hermeneutische Wissenschaft, die mit den Regeln der Hermeneutik arbeitet.

    Bei der interpretativen oder auslegenden Aufgabe geht es im Grundansatz um Verstehen und Verst?ndlichmachen, um eine - den Grenzen entsprechende - rationale Erhellung und Aneignung der Glaubensinhalte.

    Dabei f?llt eine zweifache Leistung an. Grundlegend ist eine Explikation, eine Erkl?rung des ursprünglichen Sinns der Quellentexte zu erarbeiten. Dieser ursprüngliche Sinn mu? aus dem literarischen und soziokulturellen Kontext erschlossen werden. Darauf weiterbauend ist eine Transformation, eine ?bersetzung der Grundaussagen in gegenw?rtiges Verst?ndnis zu schaffen. Die bleibenden Glaubensinhalte sollen für die Menschen der Gegenwart verst?ndlich gemacht werden, indem sie ad?quat in das gegenw?rtige Weltbild und in die gegenw?rtige Sprachwelt übertragen werden.
  3. Die verifikative Aufgabe der Dogmatik
    In dritter Hinsicht mu? die Dogmatik die Glaubensinhalte argumentativ verifizieren. Hier fungiert die Theologie als Begründungswissenschaft, die mit den Regeln der ?berzeugungskunst arbeitet.

    Bei der verifikativen oder bewahrheitenden Aufgabe geht es im Grundansatz um die Selbstvergewisserung des Glaubens nach innen und um die Verteidigung des Glaubens nach au?en. Es soll klar gemacht werden, da? der Glaube etwas Vernunftgem??es und etwas Sinnvolles ist.

    Dabei f?llt eine zweifache Leistung an. Einerseits soll eine Vertiefung der eigenen Glaubensüberzeugungen erreicht werden, indem die von der Tradition übernommenen Glaubensanschauungen vor der Vernunft kritisch überprüft werden. Diese ?berprüfung soll Momente am Glauben aufzeigen, die eine Verantwortung des Glaubens vor der Vernunft erm?glichen, die ein Glauben in intellektueller Redlichkeit zulassen. Andererseits soll eine Legitimation oder Rechtfertigung der Glaubensinhalte nach au?en versucht werden. Auf rationale Einw?nde des Denkens und Zweifelns sollen Antwortversuche mit Vernunftargumenten unternommen werden; gegenüber polemischen Angriffen Andersglaubender oder Nichtglaubender ist gelassen mit argumentativen Entkr?ftungsversuchen zu antworten.


3. Grundstruktur der sechs B?nde

Die formale Gestaltung der Grundrisse ist prinzipiell bestimmt durch einen methodischen Dreischritt und speziell durch den Lehrbuchcharakter. Die Adressaten sind in erster Linie Studierende der Theologie, aber auch alle Personen, die im schulischen Religionsunterricht, in der Erwachsenenbildung und in der kirchlichen Verkündigung t?tig sind.

  1. Methodischer Dreischritt
    Die Er?rterung der Hauptthemen der einzelnen Traktate erfolgt in drei Stufen. Zuerst wird die biblische Grundlegung erarbeitet, dann wird die theologiegeschichtliche Entfaltung dargestellt und schlie?lich wird eine gegenwartsbezogene Zusammenschau in systematischer Reflexion versucht. Dieser methodische Dreischritt erfolgt einer Empfehlung des Vatikanums II im Dekret über die Priesterausbildung (7).

    Die biblische Grundlegung er?rtert breit, welche Grundaussagen in den verschiedenen Schriften des Alten und Neuen Testaments zum jeweiligen Thema vorliegen. Dabei werden die Ergebnisse - sowohl der Konsens als auch der Dissens - der historisch-kritischen Exegese eingearbeitet. Diese Methode unterscheidet sich wesentlich von der neuscholastischen Weise des Umgangs mit den biblischen Texten. In den neuscholastischen Handbüchern werden einzelne Schriftstellen (manchmal aus dem Zusammenhang gerissen) als dicta probantia für lehramtliche Formulierungen eingesetzt. Die Bibel wird als eine Art Steinbruch verwendet; die Schriftstellen sind eine nachtr?gliche Best?tigung der vorgegebenen Lehre. Im Gegensatz dazu sieht die vom Vatikanum II angeregte Methode so aus: Die biblischen Aussagen zu einem Thema werden breit in ihrem historischen und sachlichen Kontext dargestellt; die so gefundene biblische Grundbotschaft dient als Basis des Glaubens und als Kriterium für kirchliche Lehrformulierungen. So kommt die Funktion der biblischen Botschaft als norma normans zur Geltung.

    Die zweite Stufe bei der Er?rterung der Hauptthemen der einzelnen Traktate besteht in der Erforschung der dogmengeschichtlichen Entwicklung. Auf einer Hauptspur wird Relevantes aus der Theologiegeschichte eruiert. In der Regel werden rep?rsentative Theologen - von der Patrisitk über die Scholastik und Reformation bis in die Gegenwart - herausgegriffen und ihre Theorien zu den behandelten Fragen skizziert. Auf der zweiten Hauptspur werden die lehramtlichen ?u?erungen zum jeweiligen Thema erhoben und erl?utert. So wird prinzipiell die Tradition - in der Doppelform von Theologie und Lehramt - als Glaubensnorm zur Geltung gebracht. So wird speziell in vielen F?llen bewu?t gemacht, da? die Interpretation von Grundinhalten des Glaubens eine geschichtliche Entwicklung durchlaufen hat.

    In der dritten Er?terungsstufe erfolgt die systematische Reflexion des jeweiligen Themas. Diese Zusammenschau hat mehrere Zielpunkte. Sie fa?t zun?chst den biblischen und dogmengeschichtlichen Forschungsstand zusammen. Auf dieser Basis greift sie gegenw?rtige Glaubensfragen auf und versucht diese verantwortlich für die Menschen von heute zu interpretieren. Dabei ist der sensus fidelium der Menschen von heute ein entscheidendes Kriterium. Als Leitziel steht das aggiornamento, die Verheutigung des Glaubens vorAugen, wie es Papst Johannes XXIII. für das Vatikanum II gefordert hat. So geht es um eine Vermittlung der kirchlichen Lehre im Horizont der Gegenwart. So soll mit einer Hermeneutik des Verst?ndlichmachens und ?bersetzens ein Glauben in intellektueller Redlichkeit bei heutigen Menschen gef?rdert werden.
  2. Lehrbuchform
    Die formale Zielbestimmung der Grundrisse als Lehrbücher stellt spezifische Ansprüche. Sie sollen einen m?glichst vollst?ndigen inhaltlichen ?berblick und einen leicht verst?ndlichen Durchblick geben.Dies soll unterstützt werden durch besondere Gestaltungselemente.

    Bezüglich des Inhalts verlangt der ?berblicksanspruch der Lehrbuchform, da? die wesentlichen Standardthemen des jeweiligen Traktats vollst?ndig erfa?t sind. So mu? einerseits informiert werden über Lehrschwerpunkte, beherrschende Theorien und definitive Entscheidungen in der Tradition. So müssen andererseits die spezifischen Glaubensfragen der Menschen in der Welt von heute aufgegriffen und die entsprechenden Antwortversuche der gegenw?rtigen Theologie er?rtert werden.

    Bezüglich der sprachlichen Darstellung mu? für die Durchblicksfunktion das cartesianische "clare et distincte" der Ma?stab sein. Die Klarheit soll in einer allgemein verst?ndlichenen Sprache zum Ausdruck kommen, d.h. durch einsichtig erl?uterte Begriffe und durch überschaubare Satzstrukturen. Die Distinktheit oder Unterschiedenheit soll durch eine detaillierte Gliederung erreicht werden, die auch sichtbar im Text auftritt.

    Dem Lehrbuchcharakter entsprechend kommen noch einige kleinere Gestaltungselemente hinzu. Um eine durchg?ngige Lesbarkeit zu erreichen, werden keine Anmerkungen in Fu?noten gemacht. Für die biblischen, theologiegeschichtlichen und lehramtlichen Zitate werden die bibliographischen Angaben mit den üblichen Abkürzungen im Text selbst gebracht. Alle zitierten Werke und die besonders relevanten Bücher und Aufs?tze werden in einer Literaturliste am Ende jedes Bandes aufgeführt. Dabei ist die Liste so unterteilt, da? sie zu jedem gr??eren Kapitel die einschl?gige Bibliographie bringt. Ferner werden zu vielen Abschnitten schematische ?bersichten erstellt, die eine optische Hilfe bieten zur Erleichterung des Verst?ndnisses und zum Memorieren des Stoffes. Schlie?lich bekommt jeder Band noch den Wert eines Nachschlagwerkes, indem am Ende ein Personen- und Sachregister angefügt wird.


II. Der Hauptinhalt der einzelnen B?nde

In den sechs B?nden der Grundrisse zur Dogmatik werden die zentralen Bereiche des christlichen Glaubens erfa?t. Konkret handelt es sich um die Gotteslehre, Sch?pfungslehre, Christologie, Ekklesiologie, Sakramentenlehre und Eschatologie. Eine solche Konzentration tut der Vermittlung des Glaubens gut, weil sie den Blick direkt auf die Mitte des Christlichen lenkt. Hingegen besteht bei der Aufteilung der Dogmatik in sehr viele Traktate, wie sie durch wissenschaftliche Spezialisierung zurecht entstanden ist, die Gefahr, da? die Grenze zwischen Zentralem und Peripherem verwischt wird (8).

Für die konkrete Reihung der sechs Traktate ist eine heilsgeschichtliche Perspektive bestimmend. Ausgangsbasis ist der lebendige, transzendente, trinitarische Gott: Er ruft protologisch die gesamte Sch?pfung (Welt und Mensch) ins Dasein; er sendet in der Fülle der Zeit seinen Sohn in der Person Jesu Christi als erl?senden Mittler in die Welt; er beruft in der Kraft des Heiligen Geistes die Kirche als Gemeinschaft des Heils und der schenkt innerhalb der Kirche die Sakramente als Zeichen des Heils; er führt eschatologisch die Vollendung von Mensch und Welt herbei.


1. Gotteslehre

Der bereits 1994 erschienene erste Band der Grundrisse zur Dogmatik tr?gt den Titel: "Gott als Wirklichkeit"(9). Er enth?lt die vier Hauptteile: Das Geheimnis der Wirklichkeit Gottes; die Wirklichkeit Gottes im alttestamentlichen Zeugnis, im neutestamentlichen Zeugnis und in der kirchlichen Trinit?tslehre.

Im ersten Hauptteil kreist das erste Kapitel um das Geheimnis als Konstitutivum Gottes. Angesichts der ontologischen Unendlichkeit und der gnoseologischen Unbegreiflichkeit Gottes wird die Kategorie "Geheimnis Gott" gepr?gt. Es wird dann das bleibende Geheimnis Gottes in seiner Offenbarung er?rtert sowie die Offenheit des Menschen für das Geheimnis Gott und der Glaube als die menschliche Antwort auf die Selbstmitteilung des Geheimnisses Gott. Das zweite Kapitel befa?t sich mit der Theologie als wissenschaftliches Mühen um das Geheimnis Gott, wobei die Theologie als Glaubenswissenschaft und die Dogmatik als systematische Reflexion des christlichen Glaubens beschrieben wird. Im dritten Kapitel geht es um die spezielle Gotteslehre als analoge Rede vom Geheimnis Gott, d.h. um die Grundformen der Rede von Gott und um die Analogie als ad?quate Methode wissenschaftlicher Rede von Gott. Ein viertes Kapitel bringt einen stichwortartigen ?berblick über die ph?nomenologischen Grundantworten, die in den Religionen und in der Philosophie auf die Frage nach dem Geheimnis Gott gegeben werden.

Der zweite Hauptteil er?rtert sehr ausführlich das Zeugnis des Alten Testaments über die Wirklichkeit Gottes. Zuerst werden die alttestamentlichen Grundaussagen zu Gott als Sch?pfer, Herr, Retter und Richter erhoben. Bei jeder dieser vier Charakterisierungen Gottes werden spezifische Probleme aus heutiger Sicht zu l?sen versucht: die Vereinbarkeit von Sch?pfergott und Evolution, das Verh?ltnis von Herrschaft Gottes und Freiheit des Menschen, die politische Dimension des Rettungshandelns Gottes, die Beziehung von richtendem und rettendem Handeln Gottes. Dann werden die formalen Grundzüge des Wesens Gottes im alttestamentlichen Zeugnis beschrieben: die Einzigkeit Gottes, die Transzendenz Gottes, die Immanenz Gottes und die Personalit?t Gottes. Zum Schlu? wird das Problem und die positive Bedeutung der Anthropomorphismen im Alten Testament behandelt.

Der dritte Hauptteil besch?ftigt sich mit der neutestamentlichen Bezeugung der Wirklichkeit Gottes. Im ersten Kapitel geht es um das Gottesverst?ndnis Jesu. Auf die Frage, was neu ist gegenüber dem alttestamentlichen Gottesverst?ndnis, wird herausgearbeitet: das Reich Gottes als neuer Oberbegriff, Gott als Vater oder Abba als neuer Zentralbegriff und die unmittelbare Einheit Jesu mit Gott als neue Identifikation im Gottesverst?ndnis. Das zweite Kapitel untersucht das Gottesverst?ndnis des Urchristentums. Dabei werden die christozentrische Ausfaltung des alttestamentlichen Gottesverst?ndnisses, die Akzente des Gottesverst?ndnisses bei Paulus und das Wesen Gottes nach johanneischem Grundansatz betrachtet. Im dritten Kapitel werden neutestamentliche Ans?tze eines trinitarischen Gottesverst?ndnisses gesichtet. Nach den alttestamentlichen Anknüpfungspunkten bei Wort, Weisheit und Geist wird die trinitarische Heilsoffenbarung in den Dreierformeln des Neuen Testaments erl?utert.

Der vierte Hauptteil befa?t sich mit der kirchlichen Trinit?tslehre. Im ersten Kapitel werden nach einem kurzen Blick auf frühkirchliche Bekenntnisformeln die gro?en Probleme des Monarchianismus und Subordinatianismus sowie die Entwicklung der westlichen Trinit?tslehre breit er?rtert. Das zweite Kapitel stellt die Festigung der westkirchlichen Trintit?tslehre im Mittelalter dar, d.h. die scholastische Differenzierung und die definitiven lehramtlichen Festlegungen der Trinit?tslehre. Im dritten Kapitel geht es um die Trinit?tslehre in gegenw?rtiger Theologie. Es werden die in Diskussion befindlichen Hauptprobleme der Trinit?tslehre reflektiert und es wird der Versuch unternommen, in interpersonaler Perspektive einen heutigen Verstehungszugang zum Trinit?tsglauben zu er?ffnen. Das vierte und letzte Kapitel behandelt das Problem rationaler Gotteserkenntnis. Auf die Skizzierung der historischen Entwicklung der Gottesbeweise folgt die Reflexion über M?glichkeiten und Grenzen rationaler Gotteserkenntnis. Schlie?lich wird die klassische rationale Lehre von den Eigenschaften Gottes referiert und aus biblischer Sicht ein Entwurf zumVerst?ndnis von Allmacht und Ewigkeit Gottes versucht.


2. Sch?pfungslehre und Theologische Anthropologie

Der eben im Abschlu? befindliche zweite Band der Grundrisse zur Dogmatik wird den Titel tragen: "Welt und Mensch als Sch?pfung Gottes". Er umfa?t drei Hauptteile: Welt und Mensch im biblischen Zeugnis; das universale Sch?pfungswirken Gottes in systematischer Reflexion; Grundzüge theologischer Anthropologie. Der erste Hauptteil behandelt im ersten Kapitel den Sch?pfungsglauben im Alten Testament. Nach ?berlegungen zum hermeneutischen Grundansatz kommt eine sehr ausführliche Er?rterung der Sch?pfungsvorstellungen in vier Hauptgruppen des Alten Testaments. Es geht um die zwei Sch?pfungsdarstellungen in Genesis 1 und 2, um die enge Verbindung von Sch?pfung und Heil in der prophetischen Verkündigung, um den Sch?pfergott und sein Gesch?pf in den Psalmen sowie um die sch?pferische Weisheit Gottes in der Weisheitsliteratur. Das zweite Kapitel besch?ftigt sich mit dem Sch?pfungsglauben im Zeugnis des Neuen Testaments. Auf grunds?tzliche Feststellungen folgt die Darstellung der Anschauungen, wie die Ursch?pfung bei Jesus, in der Apostelgeschichte, bei Paulus und in den übrigen neutestamentlichen Schriften gesehen wird. Ein besonderes Augenwerk gilt der Christozentrik, die die neutestamentliche Sch?pfungsauffassung spezifisch pr?gt. Im dritten Kapitel werden die Vorstellungen des Alten und Neuen Testaments über Geistwesen, d.h. über die Engel als gute Geister sowie über die D?monen und den Satan als b?se Geister beschrieben und aus heutiger Sicht kritisch eingeordnet. Schlie?lich wird die Universalit?t der Sch?pfungsidee in den Religionen herausgestellt und ein Vergleich durchgeführt zwischen der biblischen Sch?pfungsauffassung und den Sch?pfungsvorstellungen in der ?gyptischen, babylonischen und iranischen Religion. Der zweite Hauptteil reflektiert systematisch das universale Sch?pfungswirken Gottes. Zuerst wird ein ?berblick erstellt zur Entwicklung der Sch?pfungslehre in der Patristik, im Mittelalter und in der Neuzeit. Die nachfolgenden Kapitel gehen jeweils im methodischen Dreischritt vor: biblische Grundlegung - traditionsgeschichtliche Positionen - systematische Reflexion aus heutiger Sicht. So entwirft das zweite Kapitel eine trinitarische Sch?pfungslehre. Das dritte Kapitel besch?ftigt sich sehr ausgiebig mit dem materialen und formalen Sch?pfungsmotiv, d.h. mit der Sch?pfung aus dem Nichts und der Sch?pfung aus Liebe. Im vierten Kapitel wird die auf dem fortw?hrenden Schaffen Gottes basierende Vorsehung Gottes charakterisiert als Grundordnung, als Erhaltung und Lenkung der Sch?pfung sowie als liebende Fürsorge Gottes für die Sch?pfung. Mit dem rational unl?sbaren Problem der Theodizee, der Rechtfertigung des guten Sch?pfergottes angesichts des ?bels in der Welt, setzt sich das fünfte Kapitel auseinander. In der systematischen Reflexion werden Leitgedanken zur Deutung von ?bel und Leid sowie Leitregeln zum konkreten Umgang mit dem Leid entwickelt. Der neuzeitlichen Problematik des Verh?ltnisses von Sch?pfungsglauben und Evolutionstheorie geht das sechste Kapitel nach, das die Vereinbarkeit von Sch?pfung und Evolution herausstellt. Schlie?lich wird das Problem der gegenw?rtigen ?kologischen Krise aufgegriffen und ein Entwurf für eine heute notwendige Sch?pfungsspiritualit?t und Sch?pfungsethik versucht.

Der dritte Hauptteil arbeitet Grundzüge der Theologischen Anthropologie heraus. Im ersten Kapitel werden die biblischen Grundbegriffe für den Menschen dargestellt (alttestamentlich: basar, nefesch, ruach, leb; neutestametnlich: sarx, soma, psyche, pneuma, kardia). Das zweite Kapitel betrachtet den Menschen als religi?ses Wesen. Dabei geht es um den Menschen als Abbild Gottes, um die Schuldverfangenheit des Menschen und um die Erl?sung des Menschen. Im dritten Kapitel werden die Grundbestimmungen des Menschen als personales und soziales Wesen reflektiert.


3. Christologie

Der dritte Band der Grundrisse zur Dogmatik wird den Titel tragen: "Jesus Christus als Mittler". Er enth?lt vier Hauptteile: Grundlegendes zum Traktat der Christologie; der historische Jesus des Neuen Testaments; der kerygmatische Christus des Neuen Testaments; die glaubensgeschichtliche Entwicklung der Christologie.

Der erste Hauptteil bringt Prolegomena zum christologischen Traktat. Das erste Kapitel schaut auf die formale Ausgangsbasis der Christologie, n?mlich auf die neutestamentliche Verwendung des Namens Jesus Christus und auf das urkirchliche Bekenntnis zu Jesus als dem Christus. ?ber die Christologie als wissenschaftliche Disziplin, d.h. über den Gegenstand und über die Aufgabe der Christologie, macht sich das zweite Kapitel Gedanken. Die Bedeutung der Christologie als Mitte der urkirchlichen Glaubensreflexion sowie der dogmatischen Traktate arbeitet das dritte Kapitel heraus. Schlie?lich werden für den Grundansatz der Christologie formale Grundunterscheidungen differenziert. Der zweite Hauptteil befa?t sich mit dem historischen Jesus des Neuen Testaments. Zuerst wird das Problem und die Bedeutung des historischen Jesus er?rtert. Dann wird das historische Grundwissen von Jesus zusammengestellt: die au?erchristlichen Zeugnisse von Jesus, die chronologischen und geographischen Grunddaten des Lebens Jesu sowie die historischen Charakteristika Jesu (d.h. seine Botschaft, sein Verhalten und seine Pers?nlichkeit). Das dritte Kapitel behandelt die implizite Christologie beim vor?sterlichen Jesus: den Anspruch Jesu auf Gottunmittelbarkeit und auf g?ttliche Vollmacht sowie die Bedeutung der impliziten Christologie. Der dritte Hauptteil stellt den kerygmatischen Christus des Neuen Testaments heraus. Fundamental geht es um die Auferstehung Jesu: um die neutestamentlichen Grundtexte zur Auferstehung Jesu, um die Erscheinungen als Grund für die Entstehung des Osterglaubens und um den Grundinhalt der Osterbotschaft. Das zweite Kapitel er?rtert die zentralen Hoheitstitel Jesu. Nach dem formalen Schema "Vorpr?gung im Alten Testament - Anwendung auf Jesus im Neuen Testament - bleibende Bedeutung" werden abgehandelt: Jesus als der Messias, als der Christus; Jesus als der Menschensohn; Jesus als der Sohn Gottes und Jesus als der Kyrios.

Der vierte Hauptteil geht der glaubensgeschichtlichen Entwicklung der Christologie nach. Grundlegend wird die Ausformung der definitiven Christologie in den ersten fünf Jahrhunderten beschrieben, d.h. der Streit um das wahre Gottsein und das wahre Menschsein Jesu sowie die lehramtlichen Entscheidungen der Konzilien von Nikaia und Chalkedon. Das zweite Kapitel beleuchtet christologische Akzente in der Frühscholastik und Hochscholastik. Im dritten Kapitel werden christologische Modelle der Gegenwart kritisch er?rtert: Ans?tze existentieller, kosmisch-evolutiver, trinitarischer, transzendental-anthropologischer, universalgeschichtlicher, politisch-eschatologischer und anthropologischer Art.


4. Ekklesiologie

Der vierte Band der Grundrisse zur Dogmatik wird den Titel tragen: "Die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden". Er besteht aus den Hauptteilen: Neutestamentliche Ans?tze der Ekklesiologie; die Kirche in ihrer Beziehung zu Christus und Pneuma; die Kirche als Volk Gottes und die Dienste in der Kirche; die Merkmale der Kirche.

Der erste Hauptteil behandelt die neutestamentlichen Ans?tze der Ekklesiologie. Im ersten Kapitel geht es um das Problem der Herkunft der Kirche vom historischen Jesus. Zuerst wird gezeigt, da? nach den Erkenntnissen heutiger Exegese keine direkte Gründung der Kirche durch Jesus stattgefunden hat. Dann werden als jesuanische Grundans?tze für das sp?tere Werden der Institution Kirche er?rtert:das Messiasbewu?tsein Jesu, die Jüngerberufung Jesu, das letzte Abendmahl Jesu, das Basileiaverst?ndnis Jesu. Das zweite Kapitel beschreibt die verschiedenen ekklesialen Strukturen in den urchristlichen Gemeinden von Jerusalem, Antiochien, Korinth und in den Gemeinden der nachapostolischen Zeit. Ein besonderer Abschnitt stellt die Hochsch?tzung und die wichtigen Dienste der Frauen in den urchristlichen Gemeinden heraus.

Der zweite Hauptteil besch?ftigt sich mit der Beziehung der Kirche zu Christus und zum Pneuma. Zuerst wird das Ineinander von christologischer und pneumatologischer Dimension der Kirche aufgezeigt, insofern die Auferstehung Jesu Christi und die Sendung des Geistes Gottes die entscheidenden Gründungsmomente der Kirche sind. Dann wird die Charakterisierung der Kirche als Leib Christi in biblischer, lehramtlicher und systematischer Sicht dargestellt. Schlie?lich wird die biblische Grundlegung und systematische Bedeutung der Beziehung der Kirche zum Pneuma behandelt.

Der dritte Hauptteil er?rtert das Verst?ndnis der Kirche als Volk Gottes und die Dienste in der Kirche. Im ersten Kapitel wird der biblische Grundansatz bei der Bestimmung der Kirche als Volk Gottes erarbeitet. Das zweite Kapitel geht aus dem Dienstcharakter aller kirchlichen Aufgaben und wendet dieses Prinzip konkret an auf den Dienst: des Papstes für die Universalkirche, des Bischofs für die Ortskirche, der Ordinierten und Laien für die Gemeinden.

Der vierte Hauptteil befa?t sich mit den vier Merkmalen der Kirche, wie sie im Nic?no-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis formuliert sind. Zuerst geht es um die Einheit der Kirche als plurale und ?kumenische Gemeinschaft. Dann wird die Heiligkeit der Kirche in ihrer ontischen, ethischen und sakramentalen Form sowie in der Spannung zur Sündigkeit er?rtert. Es folgt drittens die Reflexion über die Katholizit?t der Kirche, d.h. über die Universalit?t der Kirche und über die Beziehung von Universalkirche und Ortskirche. Schlie?lich wird die Apostolizit?t der Kirche in der Form der Lehre und in der Form der ?mtersukzession erl?utert.


5. Sakramentenlehre

Der fünfte Band der Grundrisse zur Dogmatik wird den Titel tragen: "Die Sakramente als Zeichen der Liebe Gottes". Er wird die Hauptteile umfassen: Allgemeine Sakramentenlehre; die einzelnen sieben Sakramente: Taufe; Firmung; Eucharistie; Vergebung; Ehe; Ordination; Krankensalbung.

Der erste Hauptteil er?rtert den Grundbegriff des Sakraments. Im ersten Kapitel wird der Geschichte des Begriffs "Sakrament" nachgegangen. Konkret geht es um die Sprachgeschichte, die dogmengeschichtliche Entwicklung von der Patristik bis zur Reformation, die Festlegung der katholischen Sakramentenlehre auf dem Konzil von Trient und die klassische Definition des Sakraments. Das zweite Kapitel besch?ftigt sich mit dem Grundbegriff des Sakraments in der gegenw?rtigen Theologie. Zuerst werden die lehramtlichen Grundans?tze im Vatikanum II und auf der Würzburger Synode erhoben. Dann werden die Probleme der Einsetzung und der Siebenzahl der Sakramente zu l?sen versucht.

Die Abhandlungen über die einzelnen sieben Sakramente erfolgen jeweils nach dem methodischen Dreischritt: biblische Grundlegung - dogmengeschichtliche Entwicklung (von der Patristik bis zur Gegenwart) - systematische Reflexion. Bei der systematischen Reflexion werden jeweils aktuelle Probleme aufgegriffen und L?sungsans?tze entworfen.

Die jeweiligen Hauptprobleme der sieben Sakramente seien hier nur kurz aufgelistet. Heutige Tauftheologie ringt mit der Frage der Berechtigung der S?uglingstaufe und mit der Frage nach der Heilsnotwendigkeit der Taufe. Bei der Firmung wird die Eigenst?ndigkeit als Sakrament und das Firmalter diskutiert. Wichtigste Probleme beim Sakrament der Eucharistie sind die Realpr?senz, der Mahlcharakter, der Opfercharakter und die ?kumenische Interkommunion. Das Sakrament der Vergebung wirft als Probleme auf: die ?berwindung des Begriffs "Bu?sakrament, die sakramentale Vergebung bei "Bu?andachten" und Generalabsolutionen, der Heilswert der Einzelbeichte. Beim Sakrament der Ehe ist der kirchliche Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen ein Hauptproblem. Im Zusammenhang mit dem Sakrament der Ordination werden die Frauenordination und die Anerkennung der Ordination der reformatorischen Kirchen diskutiert. Beim Sakrament der Krankensalbung ist noch immer das Mi?verst?ndnis als "Letzte ?lung" zu überwinden und die Frage der Spendung durch Nichtordinierte zu l?sen.


6. Eschatologie

Der sechste Band der Grundrisse zur Dogmatik wird den Titel tragen: "Vollendung von Mensch und Welt". Er besteht aus den Hauptteilen: Begriff und Hermeneutik der Eschatologie: Leben nach dem Tod im Zeugnis der Religionen; die eschatologischen Grundanschauungen der Bibel; Tod und Auferstehung der Toten; die endgültigen Ereignisse für Individuum und Universum.

Der erste Hauptteil er?rtert den Begriff und die Hermeneutik der Eschatologie. Zuerst wird der Begriff der Eschatologie in seiner Grundbedeutung und in seiner Abgrenzung reflektiert und die Geschichte des Traktatnamens skizziert. Denn folgen ?berlegungen über Normen für die Hermeneutik eschatologischer Aussagen.

Der zweite Hauptteil besch?ftigt sich mit dem Zeugnis der Religionen für ein Leben nach dem Tod. Es werden die babylonischen, die ?gyptischen, die iranischen und griechischen Jenseitsvorstellungen dargestellt. Dies geschieht mit Vergleichsabsicht, d.h. es werden ?hnlichkeiten und Unterschiede ins Auge gefa?t.

Der dritte Hauptteil referiert die eschatologischen Grundanschauungen der Bibel. Im ersten Kapitel wird für das Alte Testament gem?? einer entwicklungsgeschichtlichen Unterscheidung zun?chst die frühisraelitische Scheolvorstellung beschrieben. Dann folgt eine ausführliche Darstellung der sp?tisraelitischen Endzeiterwartungen: endzeitliche K?nigsherrschaft Gottes, endzeitlicher Bund, endzeitlicher Tag Jahwes. Das zweite Kapitel stellt Grundcharakteriska der neutestamentlichen Eschatologie sowie den eschatologischen Grundgehalt des Basileia-Begriffes heraus.

Der vierte Hauptteil er?rtert die Themenfelder von Tod und Auferstehung der Toten. Das Kapitel über den Tod geht in vier Schritten vor: der Tod in physischer, psychischer, philosophischer und theologischer Sicht. Im theologischen Sektor werden die biblischen Interpretationen untersucht: der Tod als natürliche Bestimmung des Menschen, der Tod als Folge der Sünde, der Tod Jesu als Sühne für die Sünden der Menschen, die ?berwindung des Todes durch die Auferstehung Jesu Christi. Dann werden zwei exemplarische Entwürfe einer systematischen Theologie des Todes, n?mlich die Modelle von Karl Rahner und Ladislaus Boros kritisch betrachtet. - Das Kapitel über die Auferstehung der Toten stellt grundlegend die biblische Sicht in ihrer Entwicklung dar. Dann wird die Entfaltung des Gedankens der Totenauferstehung in der Tradition behandelt. Schlie?lich geht es um die eschatologische Neubesinnung im 20. Jahrhundert, mit folgenden Grundans?tzen: die Auferstehung Jesu Christi als Modell der Auferstehung aller Menschen, die Auferstehung vom Tod als transzendenter, pneumatischer und personaler Vorgang. Ein besonderes Augenwerk gilt der Tragf?higkeit der These von der Auferstehung im Tod.

Der fünfte Hauptteil befa?t sich mit den Vorstellungen über die endgültige Vollendung der Individuen und des Universums. Hauptbereiche sind: die Parusie Jesu Christi; die endgültige Entscheidung über das ewige Schicksal im Gericht Gottes; L?uterung (Purgatorium) als ?bergangsgeschehen; die reale M?glichkeit des ewigen Unheils ("H?lle") und die prinzipielle M?glichkeit universaler Heilshoffnung; das ewige Heil ("Himmel") als ewige Liebesgemeinschaft mit Gott in der Fülle reinsten Glücks.


Anmerkungen

  1. Feiner Johannes/L?hrer Magnus (Hg.), Mysterium Salutis. Grundri? heilsgeschichtlicher Dogmatik, Bd. 1-5, Einsiedeln 1965-1976; L?hrer Magnus/Schütz Christian/Wiederkehr Dieter (Hg.), Mysterium Salutis, Erg?nzungsband: Arbeitshilfen und Weiterführungen, Einsiedeln 1981.
  2. Schneider Theodor (Hg.), Handbuch der Dogmatik, Bd. 1 und 2, Düsseldorf 1992.
  3. Beinert Wolfgang (Hg.), Glaubenszug?nge. Lehrbuch der Katholischen Dogmatik, Paderborn 1995.
  4. Zu erw?hnen sind auch die in loser Abfolge erscheinenden Traktatb?nde: Leitfaden Theologie (Düsseldorf 1979ff) und Bibliothek Theologie der Befreiung (Düsseldorf 1988ff).
  5. Schmaus Michael, Der Glaube der Kirche, 6 B?nde (in 3 Teilb?nden), St. Ottilien 21979-1982.
  6. Auer Johann, Kleine Katholische Dogmatik, Bd. 2-8, Regensburg 1970-1988; Ratzinger Joseph, Kleine Katholische Dogmatik, Bd. 9: Eschatologie -Tod und ewiges Leben, Regensburg 1977.
  7. Vgl. Dekret über die Ausbildung der Priester (OT), Nr. 16.
  8. In gegenw?rtigen Sammelwerken ist die Dogmatik im H?chstfall in elf Traktate aufgeteilt. So finden sich im Lehrbuch der Katholischen Dogmatik "Glaubenszug?nge" folgende Teilgebiete: Theologische Erkenntnislehre, Gotteslehre, Sch?pfungslehre, Theologische Anthropologie, Christologie, Mariologie, Ekklesiologie, Pneumatologie, Gnadenlehre, Sakramentenlehre, Eschatologie. Bei den sechs B?nden der Grundrisse zur Dogmatik sind kleinere Traktate in gr??ere integriert: Theologische Erkenntnislehre und Pneumatologie in die Gotteslehre, Theologische Anthropologie und Gnadenlehre in die Sch?pfungslehre, Mariologie in die Ekklesiologie.
  9. Georg Kraus, Gott als Wirklichkeit. Lehrbuch zur Gotteslehre, Frankfurt 1994;
    ders., Welt und Mensch. Lehrbuch zur Sch?pfungslehre, Frankfurt 1997;
    ders., Jesus Christus – der Heilsmittler. Lehrbuch zur Christologie, Frankfurt 2005.