Das B?se und der Teufel

Beschreibung

Der Forschungsschwerpunkt reflektiert den Beitrag christlicher Theologie für eine disziplinübergreifende Auseinandersetzung mit b?ser Wirklichkeit. Im Zentrum steht die prek?re Kanalisierungsfunktion von Religion für Gewalt und Gewaltlegitimation. Sie macht eine kritische Theologie notwendig, welche die Rede von und den Umgang mit vermeintlich B?sem analysiert und entmythologisiert. Der Fokus liegt dabei auf der theologischen Reflexionsfigur des Teufels, welche die Vorstellungen vom Anfang und vom Ende des B?sen in spezifisch christlicher Weise konzeptionalisiert, aber auch v. a. im Bereich der Volksfr?mmigkeit gewaltf?rmige Wirkungen entfaltet.

Zentrale Publikationen und Themen

Dissertation Masken des B?sen

Die Dissertation Masken des B?sen. Eine Theologie des Teufels greift das prek?re Thema theologischer Rede vom B?sen unter der prek?ren Personifikation der Teufelsfigur auf. Eine unkritische ?bernahme von Traditionen, welche tendenziell re-mythologisierend die Existenz eines teuflischen Geistwesens affirmieren, konterkariert nicht nur die gegenw?rtig g?ngigen Auffassungen verantwortlichen Menschseins, sondern impliziert auch ein fragwürdiges Gottesbild. Andererseits kann die theologische ?berlieferung vom Teufel in der christlichen Tradition nicht einfach übergangen werden. Deshalb stellt sich die Frage, was die den Teufel artikulierende Glaubenstradition für das aktuelle Verst?ndnis des B?sen gehaltlich zu sagen hat. Diese Aufgabe setzt ein Verst?ndnis von Offenbarung voraus, demzufolge Gottes Wahrheit sich im Vollzug eines traditionsbildenden Prozesses sprachlicher wie pragmatischer Welterschlie?ung kundtut. Den kritischen Interpretationsbegriff für dieses Offenbarungsverst?ndnis erarbeitet die Dissertation anhand profilierter Positionen der Texthermeneutik von Gadamer über Ricoeur bis Bultmann, Ernst Fuchs und Jüngel.

Die der Argumentation zugrundeliegende Hauptthese besagt, dass die Weltdeutung des Glaubens im Licht des Evangeliums einen prek?ren Grundzug weltlicher Wirklichkeit aufdeckt, der die Abkehr von Gott als Selbst-/ Zerst?rung kreatürlichen Lebens fassbar macht. Diese Bosheit bringt die Gestalt des Teufels unter personalem Akzent zur Darstellung. Die Tragweite ihrer theologischen Bedeutung zeigt sich von den biblischen Sprachfigurationen des Anfangs und des Endes des B?sen bis hinein in die bei Luther aufbrechende Freiheitsproblematik moderner Subjektivit?t. Vor diesem Hintergrund richtet sich das Interpretationsziel der Analyse darauf, den Teufel als glaubensspezifische Veranschaulichung lebensfeindlicher Todesm?chte in der Gottferne der Welt zu profilieren bzw. seine Bedeutung aus der unbedingten Heilszusage der christlichen Erl?sungsbotschaft zurück zu gewinnen. Die diabolischen Personifikationen erschlie?en folglich nicht allein die gl?ubige Einsicht in die Unheils-Struktur des Unglaubens, sondern demaskieren darüber hinaus jene auch im profanen Bereich verbreitete Logik des vermeintlich guten Grundes für Rache, die von ihrer Gewalt legitimierenden Funktionsweise her einen politisch wie soziologisch aufdringlichen Wesenszug der Wirklichkeit des B?sen ausmacht.

Verh?ltnisbestimmung von Religion, Gewalt und Gewaltpr?vention

Die in der Dissertation bereits angedeutete Verh?ltnisbestimmung von Religion, Gewalt und Gewaltpr?vention vertiefen und erweitern mehrere Aufs?tze, unter denen die Titel Teuflische Sinnmaschinen und Das B?se in Person besonders hervorzuheben sind. Ordnet der zuletzt genannte Text, der auf einen Beitrag im Rahmen der interdisziplin?ren Ringvorlesung Der Teufel – Stationen einer kulturgeschichtlichen Karriere an der Freien Universit?t Berlin zurückgeht, die christliche Teufelsfigur in einen religionsphilosophischen wie theologischen Verst?ndnishorizont ein, weitet der erstgenannte Text mit Bezug auf postmodernen Philosophien und Problemstellungen den Blick auf macht- und gewaltf?rmige Dispositive wie den Terrorismus und verfolgt Institutionalisierungsformen des B?sen funktional in ganz unterschiedlichen Bereichen des ?ffentlichen Lebens.

Verh?ltnisbestimmung von Religion, Gewalt und Gewaltpr?vention

Das erkenntnisleitende Interesse an dem Wechselbezug von Sprachlichkeit der Offenbarung und Offenbarungskraft der Sprache bleibt in all diesen Analysen eine Kontinuit?t stiftendes Element. So untersucht etwa der Aufsatz Der Gefangene des Bildes Christi die Wirkungsgeschichte des Hiob-Buches und seiner Frage nach dem Leid des Menschen von Goethes Faust bis in die moderne Literatur (D?blins Berlin Alexanderplatz, Pynchons V.) und entwickelt daraus eine der Not der Welt zugewandte christologische bzw. kreuzestheologische Reflexion.

Verh?ltnisbestimmung von Religion, Gewalt und Gewaltpr?vention

Die Beitr?ge Teufelsmacht und Sünde – katholisch führen die mit der Hermeneutik der Teufelsfigur eingeschlagene Analyse in eine prinzipiell anthropologische und hamartiologische Richtung weiter. Vor dem Hintergrund der aktuellen Glaubwürdigkeitsproblematik des Glaubens bringen sie das Problem bzw. den Gehalt der traditionellen ?Erbsündenlehre? ?kumenisch differenziert mit den Mitteln einer strukturalen Betrachtungsweise in anerkennungsf?higer Form zur Geltung. Im Fokus stehen hier u.a. folgende Fragen:

  • Wie l?sst sich von der Allgemeinheit der Herrschaft der Sünde sprechen, wenn Schuld doch personale Verantwortung und damit individuelle Zurechenbarkeit voraussetzt?
  • Und worin besteht die Wirklichkeit von Strukturen des B?sen?

V.a. in den strukturalen Zusammenh?ngen werden traditionelle Entwürfe der Angelologie von Thomas von Aquin bis Giorgio Agamben und Thomas Ruster in überraschender Weise aktuell bedeutsam. Der systemtheoretische Akzent ihre Analyse rückt darüber hinaus Probleme, die eine nicht-personalisierende Thematisierung des Macht-Charakters b?sartiger Wirklichkeit für die theologische Sprachf?higkeit stellt, ins Bewusstsein.

Literatur

  • Bründl, Jürgen: Masken des B?sen. Eine Theologie des Teufels (= Bonner dogmatische Studien 34), Echter: Würzburg 2002 [Dissertation].
  • Bründl, Jürgen: Teufel/Antichrist. In: Alf Christophersen, Stefan Jordan (Hg.): Lexikon Theologie. Hundert Grundbegriffe. Stuttgart 2004, 307–309.
  • Bründl, Jürgen: Der Teufel – Das B?se in Person. In: Confessio Augustana 6 (2001)1, 25–29.
  • Bründl, Jürgen: Teuflische Sinnmaschinen. Zur Bedeutung terroristischer Gewalt aus der Perspektive einer Theologie des Teufels. In: Münchener Theologische Zeitschrift 54 (2003)3, 250–261.
  • Bründl, Jürgen: Der Teufel – eine Wiederaufnahme. Zur Sagbarkeit und Unsagbarkeit des B?sen in der Gegenwart. In: Thomas Franz; Hanjo Sauer (Hg.): Glaube in der Welt von heute. Theologie und Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Band 2: Diskursfelder. Festschrift für Elmar Klinger. Würzburg 2006, 455–467.
  • Bründl, Jürgen: Das B?se in Person. Der Teufel in der christlichen Theologie. In: Theologie und Glaube 97 (2007)4, 475–490.
  • Bründl, Jürgen: Teufelsmacht. Zur strukturalen Herausforderung einer Theologie des B?sen. In: Salzburger Theologische Zeitschrift 15 (2011)1, 43–63.
  • Bründl, Jürgen: Sünde – katholisch. Eine konfessionsspezifische Problemanzeige zum theologischen Begriff menschlicher Erl?sungsbedürftigkeit. In: Michael Meyer-Blanck u.a. (Hgg.), Sündenpredigt. München 2012 (?kumenische Studien zur Predigt 8), 143–158.
  • Bründl, Jürgen: Theologie ?des’ B?sen. Warum der christliche Glaube auch vom Teufel sprechen muss. In: Hirschberg 66 (2013)2, 112–119.
  • Bründl, Jürgen: Leibhaftig b?se. In: Die Furche. Die ?sterreichische Wochenzeitung 69 (5. Dez. 2013) 49, 6f.
  • Bründl, Jürgen: In der H?lle, am ?Ort’ der Verdammten. Topographie des theologischen Schauplatzes b?ser Wirklichkeit. In: Joachim Hamm, J?rg Robert (Hgg.), Unterwelten. Modelle und Transformationen. Würzburg 2014 (Würzburger Ringvorlesungen 9), 81–97.