Philipp Scheitenberger M.A., M.A.

Bauforscher am Schw?bischen Bauernhofmuseum Illerbeuren

Als ausgebildeter Grabsteinmetz war für mich der Weg in das Studium des B.A. Islamischer Orient mit den Nebenf?chern Kulturgutsicherung und Europ?ische Ethnologie ein sehr langer und beschwerlicher, den ich durch Beharrlichkeit; Neugier auf die Themen der Denkmalpflege und Hausforschung als meinen gr??ten Interessensfeldern und einem gut entwickelten Improvisations- und Organisationstalent sowie aufgrund glücklicher Fügungen mit Erfolg gehen konnte.

Zurückblickend auf meinen Bildungsweg nach der Steinmetzlehre, mit den vielen absolvierten Praktika, dem Abschluss des Abiturs am K?ln Kolleg sowie meiner Berufst?tigkeit als Steinmetz und Bildhauer war mein Studienbeginn in Bamberg 2011 begleitet von einer gro?en Freude über das was ich bisher erreicht hatte und von dem Zauber, der Bamberg als historische Stadt und Studienort innewohnt.

Im Verlauf meines BA-Studiums spezialisierte ich mich zun?chst auf die Bauforschung und Baugeschichte in Zentralasien, arbeitete mehrere Jahre als studentische Hilfskraft an der Professur für Bauforschung und Baugeschichte unter anderem als Tutor in Taschkent, Usbekistan und spielte mit dem Gedanken den Masterstudiengang Islamische Kunstgeschichte und Arch?ologie zu studieren. Schlie?lich verlagerte sich mein wissenschaftliches Interesse jedoch auf das württembergische Allg?u.

Das BA-Nebenfach-Studium in der Europ?ischen Ethnologie war gepr?gt von sehr lebendigen und interessanten Feldforschungs-Seminaren, die wir beispielsweise in einer Studierenden-Gruppe, was die Erforschung der Grünfl?chennutzung in Bamberg anbetraf, kreativ, unkonventionell und mit viel Spa? angingen. Im BA-Studium Europ?ische Ethnologie erschloss sich für mich zun?chst ein interessanter Raum zu Methodenexperimenten und Themenkapriolen. Es macht geistig rege und ?ffnet einem die Sinne, wenn man sich im Studium auch mit kontr?ren Themen befasst und sich im Studium beispielsweise gleichzeitig mit dem Wildbaden, Flusssurfen, Allg?uer Bauernh?usern; indonesischem Schamanismus und zentralasiatischem Moscheebau besch?ftigt. Genau diese Vielfalt der Themen, Methoden und Forschungsinteressen fasziniert mich am Fach Europ?ische Ethnologie. Hier gewinnt der wissenschaftliche Blick auf diese vielseitigen Themen meiner Meinung nach wechselseitig an Sch?rfe.

Zum Ende des BA-Studiums entschied ich mich aufgrund eines sich in meiner Herkunftsregion anbahnenden freiberuflichen Projekts dafür, nach dem Bachelorstudium an der Universit?t Bamberg die beiden Masterstudieng?nge Denkmalpflege und Europ?ische Ethnologie zu studieren und somit meine beiden bisherigen Nebenf?cher zu Hauptf?chern zu machen.

Schlie?lich reifte in mir mit Abschluss des BA Islamischer Orient im Fachgebiet Islamische Kunstgeschichte und Arch?ologie auch der Plan mich im Rahmen der akademischen Ausbildung bereits in den Seminaren und auch den Abschlussarbeiten mit Themen zu befassen, die mit meinen genannten Interessensgebiet württembergisches Allg?u zusammenhingen. Unterstützt bei meinen Pl?nen wurde ich hierbei durchwegs von den Dozenten der Universit?t Bamberg, und gef?rdert durch die wissenschaftliche und denkmalpflegerische Gemeinschaft meiner Herkunftsregion. Gleichzeitig schaffte ich es studienbegleitend als Kulturwissenschaftler freiberuflich mein Studium zu gro?en Teilen selbst finanzieren zu k?nnen. Hier war von meiner Seite auch Mut gefordert mir diese Schritte und die damit einhergehende Verantwortung zuzutrauen, was auch bedeutete, dass sich das teilweise noch unbesorgte Studierendenleben für mich nun zu einem Leben mit deutlich mehr Anspannung und eingeschr?nktem Privatleben entwickelte.

Die Entscheidung mich freiberuflich in meinen Studienfachgebieten selbstst?ndig zu machen, zahlte sich absolut aus, da die hierbei gewonnenen Berufserfahrungen und auch mein hierdurch erarbeitetes vertieftes theoretisches Wissen sich zum einen pekuni?r immer bezahlter machte, und ich zum anderen hierbei auch in die au?eruniversit?re, wissenschaftliche Gemeinschaft in Allg?u-Oberschwaben hineinwuchs.

Zwei Masterstudieng?nge zu studieren, sich nebenher mit freiberuflichen Projekten das Studium zu finanzieren, wissenschaftlich auf Tagungen mit Vortr?gen zu platzieren sowie die ein oder andere Publikation zu ver?ffentlichen, verlangt einem natürlich viel ab, und somit war ich im MA-Studium vier Jahre im Dauerstress, was schlie?lich auch zu einigen Tiefphasen führte. Deshalb kann ich niemandem unbedingt empfehlen, es mir gleich zu tun. Doch wo ein Wille ist, ist immer auch ein Weg, und wenn nach Entbehrungen schlie?lich auch etwas Gutes geschaffen wurde, lohnt sich der Einsatz allemal.

Mit dem Abschluss meines letzten Masterstudiums habe ich im August 2018 nun mit den beiden Master-Abschlüssen Denkmalpflege und Europ?ische Ethnologie ein wichtiges Zwischenziel meiner akademischen Ausbildung erreicht, und bin somit froh, dass sich die Arbeitsbelastung und Anspannung aus dem Masterstudium inzwischen verringert hat. Nun habe ich auch erreicht, was ich mir 2014 vor dem Masterstudium vorgenommen hatte, und zwar im Rahmen der Absolvierung der beiden Masterstudieng?nge die sehr technikgeschichtlich orientierten Methoden und Inhalte der Fachgebiete der Bauforschung, Baugeschichte und St?dtebaugeschichte aus dem Denkmalpflege Master fruchtbar zusammenzuführen mit den historisch-kulturanthropologisch orientierten Studieninhalten der Fachbereiche Hausforschung, Sachkulturforschung und Gartenforschung, wie sie in der Europ?ischen Ethnologie gelehrt werden. Hierdurch konnte ich mich gut auf die historische Hausforschung spezialisieren und mich somit fachlich dafür rüsten dieses Themenfeld gleichzeitig aus historisch-r?umlichen, sachkulturellen, kulturmorphologischen, technikgeschichtlichen und kulturanthropologischen Gesichtspunkten erforschen zu k?nnen.

Der ?bergang in das Berufsleben gestaltete sich trotz meiner vierj?hrigen Berufserfahrungen Kulturwissenschaftler und einem laufenden Werkvertrag als Museumsassistent im Levi-Strauss-Museum, Buttenheim nicht gerade leicht, jedoch konnte ich sehr bald einen interessanten Auftrag in der Gartendenkmalpflege einholen. Schlie?lich reihten sich hieran weitere Auftr?ge in den Bereichen St?dtebaugeschichte und Sammlungsverwaltung. Nebenher bewarb ich mich zudem auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter in diversen Museen, womit ich sodann auch erfolgreich war.

Ab 01.02.2019 werde ich nun die Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Bergbau des Deutschen Museums in München im wissenschaftlichen Stab des zust?ndigen Kurators antreten. Als ausgebildeter Steinmetz ist mir das Thema der Gewinnung und Verarbeitung von mineralischen Ressourcen aus praktischer Perspektive nicht fremd. Hier kann ich im Rahmen einer T?tigkeit an der Schnittstelle zwischen Sammlungsverwaltung, Denkmalpflege, Baugeschichte, Restaurierungswissenschaften, Technikgeschichte, Bauforschung und Baugeschichte praktisch in allen meinen Interessensfeldern beruflich wirken.

Somit hat es sich für mich gezeigt, dass es sich durchaus lohnen kann im Studium fachlich zielstrebig seinen eigenen individuellen Weg zu gehen und m?glichst früh studienbegleitend in seinen Interessensgebieten einschl?gige Berufserfahrungen zu sammeln. Die Europ?ische Ethnologie bietet hierfür eine gute fachliche Ausgangsbasis, da es ein methodisch, inhaltlich und thematisch vielf?ltiges Fach ist, das vor allem in den Feldforschungsseminaren zum beruflich f?rderlichen wissenschaftlichen Experimentieren einl?dt. Sein Studium sollte man im Hinblick auf die eigenen Berufs- und Zukunftspl?ne jedoch selbstst?ndig mit Engagement und Leben füllen, um erfolgreich zu sein.

Es lohnt sich hierfür den n?tigen Mut, die Entscheidungskraft, Kreativit?t und Beharrlichkeit aufzuwenden, um seine beruflichen Tr?ume umsetze zu k?nnen und seinen passenden und für einen selbst erfolgversprechenden Weg im Studium der Europ?ischen Ethnologie zu gehen.

Im Hinblick darauf wünsche ich allen Studierenden am Lehrstuhl der Europ?ischen Ethnologie der Universit?t Bamberg für Ihre Ausbildungs- und Berufswege alles Gute.

Gern stehe ich den Studierenden auch bei Fragen zu Ihrer Berufsfindung per E-Mail zur Verfügung: hausforschung1983(at)gmail.com.

 

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