Die Burgruine Greiffenberg in Brandenburg -
Dokumentation und Bauforschung
Bearbeiter: Dipl.-Ing. Christiane Chantre, Dipl- Ing. (FH) Julia Rathgeber
Adresse: Brandenburg, Lkr. Uckermark, Gde. Angermünde, Gmrk.Günterberg
Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Stefan Breitling, Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg
Cobetreuung: Dr. Christof Krauskopf, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Arch?ologisches Landesmuseum
Bearbeitung: September - Dezember 2007
Als Grenzlandschaft zwischen Pommern und Brandenburg war die Uckermark im Mittelalter ein umk?mpftes Gebiet mit h?ufig wechselnden Herrschaftsverh?ltnissen. Bedingt durch die strategisch wichtige Lage wurden hier zahlreiche Burgen und Wohnsitze des niederen Adels errichtet. Von diesen sind heute nur noch Wenige durch oberirdisch erhaltene Bausubstanz erkennbar und insgesamt kaum erforscht. Eine dieser Anlagen ist die Burg Greiffenberg, die aufgrund ihres vergleichsweise guten Erhaltungszustands für die Burgenforschung in der Uckermark von besonderem Interesse ist. Frühere arch?ologische Ausgrabungen im Burghof wurden nach dem Ersten Weltkrieg nicht wieder aufgenommen.
Die Burg Greiffenberg besitzt einen ungew?hnlich gro?en Torturm. Der in die Ringmauern eingebundene Rundturm bildet die Nordostecke der Anlage. Ringmauern und Keller sind nur noch fragmentarisch erhalten. Die Burg ist im für diese Region typischen Backsteinverband über Feldsteinsockeln erbaut.
Ziel der Untersuchungen war die umfassende Dokumentation des aufgehenden Mauerwerks, einschlie?lich eines verformungsgerechten Aufma?es der gesamten Anlage im Ma?stab 1:50 und 1:25. Darauf basierend sollte die Baugeschichte in ihrer Abfolge erfasst und zeitlich eingeordnet werden. Als Ergebnisdarstellung erfolgte eine wissenschaftlich fundierte Rekonstruktion der einzelnen Bauphasen. Zur ma?st?blichen Erfassung wurden Tachymetrie, Photogrammetrie und Handaufma? kombiniert. Die darauf basierende Bauuntersuchung und Befunddokumentation wurde in Befundbl?ttern dargestellt. Weiter wurden ein Mauerwerks- und Schadenskatalog erstellt. Zur Kl?rung einiger Fragen zur Bauabfolge konnten arch?ologische Sondagen beitragen. Für die Rekonstruktion der aufgehenden Bauteile wurden Vergleichsbeispiele der Umgebung bzw. aus ?hnlichem Bauzusammenhang und Bauzeit und von ?hnlicher Typologie herangezogen.
Anhand der Untersuchungen konnte eine Abfolge von mindestens fünf Bauphasen ermittelt werden. Die erste Bauphase, die durch Baufugen im Feldsteinmauerwerk erkennbar ist, umfasste nur den mittleren Bereich der heutigen Burg und erstreckte sich als l?ngsrechteckige Anlage in Nordsüdrichtung. Es ist anzunehmen, dass diese Anlage schon 1261, dem Jahr der ersten urkundlichen Erw?hnung der Stadt Greiffenberg bestanden hat. Mit Beginn der zweiten Bauphase, einer umfassenden Westerweiterung, tritt erstmals nachweisbar Backstein als Baumaterial auf. Ein zeitgleicher Ausbau mit dem Wiederaufbau der Stadt Greiffenberg 1349 nach ihrer Zerst?rung w?re hier denkbar. In einem dritten Bauabschnitt im 14. Jahrhundert wurde die Burganlage nach Osten erweitert und mit dem noch heute bestehenden Rundturm verst?rkt. Die drei vor der westlichen Ringmauer stehenden W?nde des Torturms sind einer vierten Bauphase nach 1446 zuzuordnen, für die ein Vorg?ngerbau der Bauphase II weichen musste. Ein an die Nordwand des Torturms anschlie?ender Anbau ist in einer folgenden fünften Phase entstanden, die auf eine Wiederherstellung nach dem Drei?igj?hrigen Krieg schlie?en l?sst. Es ist jedoch anzunehmen, dass mit mehr Phasen gerechnet werden kann.
Mit der Burgruine Greiffenberg pr?sentiert sich eine Anlage, deren Baugeschichte in erster Linie von mehreren gro?en Umbauma?nahmen gepr?gt wurde, die jeweils mit einem markanten Bauteil in Verbindung standen. Diese Bauma?nahmen wurden wohl unter milit?rischen Gesichtspunkten vorgenommen, eben soviel Wert wurde offensichtlich auch auf eine repr?sentative Wirkung gelegt. Erstaunliche ?hnlichkeiten bestehen zu Deutschen Ordensburg in Preu?en. Mit der Wiederaufnahme der Forschungen konnte zur Beantwortung entscheidender Fragen beigetragen werden. Die bestehenden Thesen zur Einordnung der n?rdlichen Kellerw?nde in eine der ?ltesten Phasen und zum nachtr?glich vorgesetzten Torturm, konnten durch Befunde belegt werden. Offen geblieben sind vor allem Fragen zur Bebauung innerhalb des Burghofes. Deren Kl?rung bleibt künftigen arch?ologischen Untersuchungen vorbehalten. Zur Festigung einiger der neuen Thesen k?nnten weiterhin naturwissenschaftliche Methoden beitragen.
IV/2009