An der Universit?t 2: Gedenktafel im ehemaligen Lyzeum

Die Informationen wurden verfasst von Prof. Dr. Bert Freyberger und Andreas Ullmann (M.A.)

Beschreibung

Ma?e:
125 cm breit, 190 cm hoch

?ber der Tafel:
?berdimensionales Gesicht Jesu mit Dornenkranz und Heiligenschein.

Inhalt der Texttafel:

  • Ganz oben: Text ?Im Weltkrieg 1914-18 starben den Heldentod die Studierenden des Lyceums Bamberg“.
  • Darunter: 37 Namen in alphabetischer Reihenfolge, mit jeweiligem Geburtsort.
  • Ganz unten: Text ?Eine gr??ere Liebe hat niemand, als diese, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Zitat aus dem Johannes-Evangelium 15,13).

Interpretation des Tafelensembles

Ein solches Zitat findet sich sehr h?ufig auf Gedenktafeln des Ersten Weltkrieges und atmet eine für die Zeit selbstverst?ndliche Glorifizierung des heldenhaften Sterbens für die Heimat. Bereits im Laufe des Ersten Weltkriegs, in zunehmendem Ma?e dann mit schwindender milit?rischer Erfolgsperspektive, erlebte soldatisches Handeln eine Art Heroisierung bzw. Mystifizierung, die sich nach Kriegsende, vor allem auch unter der Perspektive der in der ?ffentlichkeit rasch als riesige Last empfundenen Bedingungen des Versailler Friedens, nahezu ungebrochen fortsetzte.

In bewusster Kombination mit dem Christussymbol nimmt die Gesamtinszenierung offensichtlich Bezug auf den im christlichen Glauben g?ngigen Topos des ?Opfertodes Jesu“, der am Kreuz gestorben sei, um die Menschen zu erl?sen.

Bild- und Textsymbolik weisen demnach auf das Motiv des Opfers für eine gr??ere, in ihrem Selbstverst?ndnis transzendentale Idee. Eventuell finden sich hier auch Ankl?nge eines nichtchristlichen Opferverst?ndnisses, wie es bereits in der r?mischen Antike, etwa beim augusteischen Dichter Horaz, weitverbreitet war (?dulce et decorum est pro patria mori – es ist sü? und ehrenvoll für das Vaterland zu sterben“).

Hintergründe und Entstehung

Die Gedenktafel befindet sich im Geb?ude des ehemaligen Bamberger Lyzeums.

Ein solches war eine sich an die gymnasiale Schulzeit anschlie?ende Einrichtung für philosophische und theologische Studien mit akademischem Rang, ?hnlich den heutigen Fakult?ten einer Universit?t.

Die dort Studierenden strebten meist das Priesteramt an. Nach 1900 entstanden aus den Lyzeen die sogenannten ?philosophisch-theologischen Hochschulen“, die wiederum zwischen 1966 und 1978 entweder geschlossen oder in neu gegründete Universit?ten und Gesamthochschulen eingegliedert wurden. Das Lyzeum (auf der Tafel: ?Lyceum“) in Bamberg wurde 1803 gegründet, war ab 1923 philosophisch-theologische Hochschule und wurde 1972 in die heutige Universit?t Bamberg überführt.

Zum Gesamtkomplex des Bamberger Lyzeums resümiert eine neuere wissenschaftliche Abhandlung (Chandon, 2017; 9f.):

?Das Lyzeum war haupts?chlich im ehemaligen Jesuitenkolleg (heute ?An der Universit?t 2“) untergebracht; daneben wurde auch die Aula weiterhin benutzt (heute ?An der Universit?t 7“). In dem im 18. Jahrhundert neu errichteten Akademiegeb?ude (heute ?An der Universit?t 5“) wurde das Gymnasium eingerichtet (ab 1890 ?Altes Gymnasium“, sp?ter Kaiser-Heinrich Gymnasium), welches sich somit in unmittelbarer N?he zur Hochschule befand. Im Nordteil des früheren Jesuitenkollegs wurden auch die ehemalige Universit?tsbibliothek (sp?ter Staatsbibliothek, an gleicher Stelle befindet sich heute die Teilbibliothek 1 der Universit?tsbibliothek) sowie das Naturalienkabinett (heute Naturkundemuseum) belassen und durch das Lyzeum weitergenutzt. Ebenfalls in beinahe unmittelbarer N?he befand sich seit 1735 das Priesterseminar am Maxplatz (heute Rathaus der Stadt Bamberg). Die auf die Ausbildung der Priesterschaft der Erzdi?zese ausgerichtete Bildungslandschaft in Bamberg war also auch in r?umlicher Hinsicht eng verbunden“.

Die Gedenktafel im ehemaligen Bamberger Lyzeum steht in bewusster Tradition, die bis zu den Anf?ngen des Ersten Weltkriegs zurückreicht. Bereits in den Jahresberichten des Lyzeums für die Studienjahre 1914/15 , 1916/17 , 1917/18  sowie 1918/19  waren ?Ehrentafeln für Angeh?rige des Lyzeums, die im Kampfe für das Vaterland den Heldentod gefunden haben“ abgedruckt. 

Im Jahresbericht 1919/20 wurde wie folgt berichtet:

?Für die 36 im Weltkriege 1914 bis 1918 gefallenen Studierenden des Lyzeums fand am 5. November 1919 in der Studienkirche ein feierlicher Trauergottesdienst statt. Herr Hochschulprofessor Dr [sic!] Lex, der selbst zwei Jahre als Lazarettgeistlicher auf dem Kriegsschauplatze geweilt hatte, hielt die Ged?chtnisrede, Herr Hochschulprofessor erzb. geistl. Rat Dr [sic!] Kuhn unter Assistenz der H. H. Diakonen Müller und Walz das Requiem. Au?er dem Professorenkollegium wohnten die s?mtlichen Studierenden, um die Fahne des Lyzeums und der Kath. Studentenvereinigung ?Fredericia“ geschart, sowie zahlreiche Angeh?rige der Gefallenen der Trauerfeier an. Die Errichtung einer Gedenktafel im Lyzeumsgeb?ude ist in die Wege geleitet.“

In den Jahren 1920/21 erschien kein gedruckter Jahresbericht, im Bamberger Tagblatt dafür am 01.08.1921 ein Artikel, der die Schaffung bzw. ?ffentliche Einweihung einer Gedenktafel ankündigte:

?Für die im Weltkriege gefallenen 37 Lyzeisten ward am 3. November 1920 ein feierlicher Trauergottesdienst abgehalten. Eine künstlerische Gedenktafel, welche die Studentenschaft für sie im Lyzeumsgeb?ude errichten l?sst, wird in der Allerseelenwoche 1921 enthüllt werden. Mit ihrer Anfertigung wurde der akademische Bildhauer Hans Leitherer beauftragt.“

Die Gedenktafel wurde laut einem Bericht im Bamberger Volksblatt schlie?lich am 03.11.1921 enthüllt:

?Lyzeum. Am 3. November, vormittags 9 Uhr fand nach vorausgegangenem feierlichem Seelengottesdienst in Gegenwart des Professorenkollegiums und der gesamten Studentenschaft die Enthüllung der dem Andenken von 37 im Weltkrieg gefallenen S?hnen unserer Alma mater gewidmeten Heldentafel statt. Der feierliche Akt wurde durch eine Rede des derzeitigen Rektors der Hochschule, Prof. Dr. Kuhn, eingeleitet. Am Schlusse derselben erfolgte die Enthüllung des Denkmals. Nachdem der S?ngerchor des Alumnates unter Leitung des Herrn Oberlehrers Stubenrauch ein weihevolles Lied zum Vortrag gebracht hatte, ergriff cand. theol. Friedrich das Wort und legte einen Lorbeerkranz am Denkmal nieder. Dann senkten sich vor demselben die umflorten Fahnen des Lyzeums wie der Studentenverbindung Fredericia, der die Mehrzahl der gefallenen Helden angeh?rte. – Das wohlgelungene Denkmal stammt aus dem Atelier des Herrn H. Leitherer dahier. Die Kosten für dasselbe trugen Professoren und Studentenschaft.“

Mit der Erstellung der Gedenktafel beauftragt war der im Bamberger Raum einschl?gig ausgewiesene Bildhauer Hans Leitherer, der als ehemaliger Schüler Balthasar Schmitts (K?nigliche Kunstakademie München) nicht nur in Bamberg selbst, sondern auch in anderen oberfr?nkischen St?dten vielfach beachtete Denkm?ler schuf, so etwa in Bamberg unter anderem das Turner-Denkmal im Volkspark (eingeweiht gemeinsam mit dem Park anl?sslich des Bayerischen Landesturnfestes 1926), das Christophorus-Denkmal an der Hainspitze oder das Denkmal für die Gefallenen der Feuerwehr am Markusplatz sowie jenseits von Bamberg auch weitere sogenannte Kriegerdenkm?ler (für Weltkriegsgefallene) in Michelau, Gaustadt, Langensendelbach, Etzelskirchen oder Bonnland.

Die in den Berichten explizit erw?hnte katholische Studentenschaft ?Fredericia“, der ?die Mehrzahl der gefallenen Helden angeh?rte“ , war unter diesem Namen 1913 gegründet worden.

In ihrem aktuellen Internetauftritt findet sich eine pr?gnante Selbstcharakterisierung:

?Fredericia hat heute rund 350 Mitglieder, davon etwa 20 Studierende. Die K.D.St.V. Fredericia setzt sich aus Studierenden verschiedener Fakult?ten und Semester sowie ihren Alten Herren zusammen. Sie bietet Studenten die M?glichkeit, die Anonymit?t des universit?ren Massenbetriebs zu überwinden und erm?glicht jedem Mitglied eine Orientierung über das eigene Fachgebiet hinaus. In unseren vier Prinzipien – religio, amicitia, scientia, patria – sehen wir bleibende, zeitlose und unverzichtbare Werte, ohne die eine anspruchsvolle Gemeinschaft, wie sie eine farbentragende Verbindung darstellt, nicht bestehen kann“. 

Ein solches Selbstverst?ndnis scheint, so suggerieren zumindest die erw?hnten Zeitungsberichte, die Verbindung auch in besagten Jahren nach Ende des Ersten Weltkriegs an den Tag gelegt zu haben.


Ein Quellen- und Literaturverzeichnis finden Sie am Fu? der Seite Gesamtbewertung.