Prof. Dr. Rolf Bergmann
ehemals Inhaber des Lehrstuhls für deutsche Sprachwissenschaft und ?ltere deutsche Literatur, Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg
zusammen mit Prof. Dr. Stefanie Stricker: Leitung des DFG-Projekts "Katalog der althochdeutschen und alts?chsischen Glossenhandschriften. Digitale Erschlie?ung der in Buchform ver?ffentlichten Daten und Erhebung der Daten zu den Nachtragshandschriften in einer Datenbank"
Forschungsgebiete:
- Althochdeutsche Sprache und Literatur
- Wort- und Namenforschung und Lexikographie
- Orthographie und Sprachgeschichte der Neuzeit
- Religi?ses Drama des Mittelalters
1. Althochdeutsche Sprache und Literatur
1.1. Erschlie?ung der althochdeutschen ?berlieferung
Katalog der althochdeutschen und alts?chsischen Glossenhandschriften (DFG-Projekt):
Der Katalog der althochdeutschen und alts?chsischen Glossenhandschriften bietet zum ersten Mal in der Forschungsgeschichte eine Darstellung der gesamten bekannten ?berlieferung althochdeutscher und alts?chsischer Glossen. Die einzelnen Handschriften wurden in gro?em Umfang in den gr??eren und kleineren Bibliotheken Europas autopsiert und werden aufgrund der Autopsie und der umfassend recherchierten Literatur kodikologisch und inhaltlich exakt beschrieben. Die in ihnen enthaltenen Glossen werden nach Zahl und Art, Entstehungszeit und -ort sowie Mundart bestimmt. Ausführliche Bibliographien zu den Handschriften runden jeden Eintrag ab. Zahlreiche Register, u. a. zu Orten, Personen, Autoren und zur Glossenart, erschlie?en das Datenkorpus systematisch. Ein Tafelband mit ca. 300 Abbildungen bietet erg?nzend in repr?sentativer Auswahl Faksimiles von Handschriften mit allen wichtigen Glossentypen.
Publikationen:
- Katalog der althochdeutschen und alts?chsischen Glossenhandschriften. Bearbeitet von Rolf Bergmann und Stefanie Stricker unter Mitarbeit von Yvonne Goldammer und Claudia Wich-Reif, Band I-VI, Berlin – New York: Walter de Gruyter 2005
- Die althochdeutsche und alts?chsische Glossographie. Ein Handbuch. Herausgegeben von Rolf Bergmann und Stefanie Stricker, Band I - II, Berlin – New York 2009
Zur Zeit in Arbeit zusammen mit Prof. Dr. Stefanie Stricker (DFG-Projekt):
Katalog der althochdeutschen und alts?chsischen Glossenhandschriften. Digitale Erschlie?ung der in Buchform ver?ffentlichten Daten und Erhebung der Daten zu den Nachtragshandschriften in einer Datenbank
1.2. Erschlie?ung grammatischer Strukturen des Althochdeutschen
Rückl?ufiges Morphologisches W?rterbuch des Althochdeutschen (F?rderung: Akademie-Stipendium der Stiftung Volkswagenwerk):
Das rückl?ufige morphologische W?rterbuch des Althochdeutschen erschlie?t den Wortschatz der althochdeutschen Textüberlieferung auf der Grundlage von Rudolf Schützeichels Althochdeutschem W?rterbuch (Vierte, überarbeitete und erg?nzte Auflage, Tübingen 1989) unter allen wortbildungsmorphologischen sowie unter grammatischen und unter phonologischen Aspekten unter Einsatz rückl?ufiger und rechtsl?ufiger alphabetischer Anordnungsprinzipien.
In dem W?rterbuch sind alle Grundmorpheme berücksichtigt und ihre Vorkommen auch im Wortinnern oder als Endbestandteile von Wortbildungen erschlossen. Ebenso sind alle Pr?fixe und ihre Wortvorkommen, vor allem aber auch alle Suffixe und die mit ihnen gebildeten W?rter erfasst. Vom Einzelwort aus betrachtet hei?t das, dass jedes Wort bei allen in ihm enthaltenen Morphemen aufgeführt ist. Die verschiedenen Verfahren der Alphabetisierung sind je nach den einzelnen morphologischen Aspekten eingesetzt.
Publikation:
Rolf Bergmann, Rückl?ufiges Morphologisches W?rterbuch des Althochdeutschen. Auf der Grundlage des ?Althochdeutschen W?rterbuches? von Rudolf Schützeichel, Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1991, XII,740 Seiten
Genus im Althochdeutschen in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Elisabeth Leiss (DFG-Projekt):
Die Arbeit best?tigt die Hypothese, dass im Althochdeutschen ein ehemaliges, im Indogermanischen funktionierendes hochmotiviertes Genussystem relikthaft erhalten ist. Das bedeutet, dass im Althochdeutschen von jedem Substantiv potentiell alle drei Genera gebildet werden konnten. Die ?berprüfung von Substantiven mit Mehrfachgenus an allen Belegstellen in der gesamten althochdeutschen Textüberlieferung, ausgehend von der semantischen Motiviertheit der Genuszuweisung (Maskulinum: Singulativum – Femininum: Kollektivum – Neutrum: Kontinuativum), erwies einen in Spuren noch lebendigen Zusammenhang von Genuswechsel und Bedeutungswechsel bei ein und demselben Substantiv. Gestützt wird der Befund durch den Sekund?rwortschatz im Bereich der Derivation, wobei das Genus als Einteilungsprinzip für die Derivation des Althochdeutschen geltend gemacht werden kann.
Publikation:
Regine Froschauer, Genus im Althochdeutschen. Eine funktionale Analyse des Mehrfachgenus althochdeutscher Substantive. Mit einem Vorwort von Rolf Bergmann und Elisabeth Leiss, Textband mit CD-ROM, Germanistische Bibliothek 16, Heidelberg: Universit?tsverlag C. Winter 2003, XIV, 529 Seiten
2. Orthographie und Sprachgeschichte der Neuzeit
2.1. Die Entwicklung der Gro?schreibung im Deutschen von 1500 bis 1700
in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dieter Nerius (Rostock) (DFG-Projekt):
Der Majuskelgebrauch im Deutschen weicht von dem anderer Sprachen dadurch ab, dass er auf eine ganze Wortart, das Substantiv, ausgedehnt wurde. Die betreffenden sprachhistorischen Vorg?nge waren bisher im Einzelnen noch weitgehend unerforscht. Die Untersuchungen zur Entwicklung der Gro?schreibung im Deutschen von 1500 bis 1700 sind das Ergebnis eines Bamberg-Rostocker Projekts der Jahre 1990 bis 1996. Ihr Ziel ist es, das Aufkommen der Substantivgro?schreibung, aber auch alle anderen lexikalisch oder syntaktisch bedingten Gro?schreibungsf?lle für den historisch entscheidenden Zeitraum auf der Basis eines hinreichend breiten Textkorpus darzustellen. Die umfassende Beschreibung des Gebrauchs erlaubt auch eine angemessene Einsch?tzung der Rolle der Grammatiker als nachtr?gliche Beschreiber oder vorausgehende Begründer des Gebrauchs.
Publikation:
Die Entwicklung der Gro?schreibung im Deutschen von 1500 bis 1700. Herausgegeben von Rolf Bergmann – Dieter Nerius. Bearbeitet von Rolf Bergmann – Petra Ewald – Jutta F?rtsch – Ursula G?tz – Dieter Nerius – Birgit Ruf – Reinhold Tippe, Band I-II Germanische Bibliothek. NF: 3. Reihe: Untersuchungen 29, Heidelberg: Universit?tsverlag C. Winter 1998, XVI, 989 Seiten
2.2. Aufkommen und Durchsetzung des morphematischen Prinzips in der deutschen Orthographie
in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Petra Ewald (Rostock) (DFG-Projekt):
Auf der Basis eines Textkorpus von 157 Drucken des 15. bis 18. Jahrhunderts l?sst sich zeigen, dass der morphematische Umbau der deutschen Orthographie weder als selbstgesteuerter Prozess noch als blo?er Reflex einer pr?skriptiven Grammatik erkl?rbar ist. So treten Schreibungen wie <hand>, <berg> bereits im 12. Jahrhundert als Reflex regionaler Lautung auf, die heute gültige Schreibregel ist zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Usus durchgestzt, um dann am Ende des 17. Jahrhunderts als morphematische Schreibung interpretiert zu werden. Die morphematische Schreibung des a-Umlauts wird von Grammatikern vorgeschlagen, bevor sie sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts durchsetzt. Der Gebrauch schreibsilbenfinaler doppelter Konsonantenbuchstaben (<soll> statt <sol>) setzt sich erst im letzten Drittel des 18.Jahrhunderts unter dem Einfluss der Grammatik von Adelung durch. Schlie?lich ist w?hrend der untersuchten Periode ein kontinuierlicher Abbau phonetisch-determinativer Kürzungen nachweisbar, die eine Dekodierung der Schrift ohne Rekurs auf die Lautebene behinderten.
Publikation:
Nikolaus Ruge, Aufkommen und Durchsetzung morphembezogener Schreibungen im Deutschen 1500-1770, Heidelberg 2004
2.3. Documenta Orthographica
in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Friedhelm Debus (Kiel) und Prof. Dr. Dieter Nerius (Rostock) (F?rderung: Fritz Thyssen-Stiftung):
In der Reihe ?Documenta Orthographica. Quellen zur Geschichte der deutschen Orthographie vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart“ werden bisher noch nicht oder seit langem nicht wieder ver?ffentlichte Arbeiten aus der Geschichte der deutschen Orthographie und der orthographischen Theorie sowie bisher unpublizierte oder weitgehend unzug?ngliche Dokumente zur Reform der deutschen Orthographie einer breiteren ?ffentlichkeit zug?nglich gemacht.
3. Religi?ses Drama des Mittelalters
Katalog der deutschsprachigen geistlichen Spiele (DFG-Projekt):
Der Katalog dokumentiert die seinerzeit bekannte ?berlieferung einer Gattung der mittelalterlichen deutschen Literatur und nimmt mit dieser Zielsetzung eine Zwischenstellung zwischen einem Handschriftenkatalog einer Bibliothek und einer monographischen Darstellung einer Gattung ein. Mit einem Bibliothekskatalog hat er die Anlage nach Einzelbeschreibungen und viele Einzelheiten in deren Gestaltung gemeinsam. Der Unterschied zum Handschriftenkatalog und zugleich die Gemeinsamkeit mit der Gattungsmonographie liegt in der Orientierung an der literarischen Gattung des geistlichen Spiels. Der Katalog soll die ?berlieferung der behandelten Gattung in ihrem Umfang und Inhalt, in ihrer r?umlichen und zeitlichen Verteilung sowie in ihren vielf?ltigen Formen darstellen und das Material für die verschiedensten überlieferungsbezogenen Auswertungen aufbereiten. Für das einzelne Werk wird die jeweilige spezifische ?berlieferungssituation im Rahmen der Gesamtüberlieferung der Gattung sichtbar gemacht.
Publikation:
Rolf Bergmann, Katalog der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des Mittelalters. Unter Mitarbeit von Eva P. Diedrichs und Christoph Treutwein,Ver?ffentlichungen der Kommission für deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München: in Kommission bei der C. H. Beck’schen Verlagsbuchhandlung 1986, 608 Seiten
1937 geboren in Wuppertal
1958–1963 Studium der Germanistik und Geschichte an der Universit?t zu K?ln
1966 Promotion an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universit?t Bonn
1970 Habilitation für Germanische Philologie an der Westf?lischen Wilhelms-Universit?t Münster
1970–1973 Dozent, Wissenschaftlicher Rat und Professor an der Universit?t Münster, Lehrstuhlvertretungen in Münster und Saarbrücken
1973–1976 Ordentlicher Professor für neuere deutsche Sprachwissenschaft an der Universit?t Augsburg
1977–2005 Ordentlicher Professor für deutsche Sprachwissenschaft und ?ltere deutsche Literatur an der Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg
1973–1975 Dekan des Philosophischen Fachbereichs II der Universit?t Augsburg
1977–1979 Gesch?ftsführender Dekan der Fakult?t Sprach- und Literaturwissenschaften der Universit?t Bamberg
1983–1986 Vizepr?sident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universit?t Bamberg
1991–1995 Mitglied der Fachkommission des Bayrischen Nachwuchswissenschaftler-F?rderungsprogramms
seit 1992 Mitglied der Sprachwissenschaftlichen Kommission der S?chsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
1984 Akademiepreis der Philologisch-Historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu G?ttingen
seit 1990 Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu G?ttingen
1992 Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
M?rz 1994 Gastprofessur am Collège de France, Paris
2009 Verleihung der Ehrenmedaille "bene merenti" in Gold der Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg
2016 "Emeritus of Excellence" der Otto-Friedrich-Universit?t Bamberg