Selektivit?t von Zuwanderern nach Westeuropa:
Die Bedeutung des Herkunftskontexts
Zuwanderer unterscheiden sich in vielen F?llen von der im Herkunftsland verbleibenden Bev?lkerung und stellen insofern keine Zufallsstichprobe dieser Population dar. Das Forschungsvorhaben widmet sich diesem für die Migrationsforschung bedeutsamen Ph?nomen der selektiven Migration. Die erste Zielsetzung besteht darin, das Ausma? der Bildungsselektivit?t für eine Vielzahl wichtiger Migrantengruppen in einer Reihe von westeurop?ischen Ziell?ndern zu beschreiben. Zus?tzlich zur Selektivit?t nach Bildung, welche im Zentrum des Projekts steht, soll es um die Selektivit?t in den Einstellungen von Zuwanderern gehen. Die zweite Zielsetzung richtet sich auf die theoretische und empirische Auseinandersetzung mit der Frage, wie sich derartige Selektivit?ten auf die Integration von Migranten auswirken. Hierzu werden zentrale Integrationsdimensionen in den Blick genommen: Die kulturelle Integration (im Hinblick auf den Spracherwerb), die strukturelle Integration (im Hinblick auf die Eingliederung in das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt) sowie Aspekte der sozialen und identifikativen Inkorporation (im Hinblick auf interethnische Beziehungen und Einstellungsmuster). Ein zus?tzliches methodisches Anliegen besteht darin, optimierte Selektivit?tsmessungen zu implementieren. Zu diesem Zweck wird Selektivit?t – im Gegensatz zur in der Literatur verbreiteten Betrachtung als Gruppenmerkmal – als eine individuelle Charakteristik aufgefasst. Zur Bestimmung der relativen Position wird jedes Individuum in die jeweilige alters- und geschlechtsspezifischen Verteilung des betrachteten Selektivit?tsmerkmals in der Herkunftsgesellschaft eingeordnet. Hierüber kann der Tatsache Rechnung getragen werden, dass verschiedene Migrantengruppen nicht per se überwiegend positiv oder negativ selektiert sind, sondern sich typischerweise aus variierenden Anteilen von mehr oder weniger positiv beziehungsweise negativ selektierten Individuen zusammensetzen. Die inzwischen deutlich verbesserte Datenlage erm?glicht die Betrachtung einer gr??eren Anzahl von Herkunftsgruppen in den wichtigsten Ziell?ndern Europas. Die hierfür erforderliche Aufbereitung und Harmonisierung der unterschiedlichen Datenquellen soll entsprechend dokumentiert und zusammen mit den Skripten, die für Replikationen der zentralen Analysen erforderlich sind, der wissenschaftlichen Gemeinschaft zug?nglich gemacht werden.
F?rderung
DFG Sachbeihilfe (F?rderkennzeichen 417512162)
Publikationen
Schmidt, R., Kristen, C. & Mühlau, P. (2021): Educational selectivity and immigrants’ labour market performance in Europe. European Sociological Review, https://doi.org/10.1093/esr/jcab042
Welker, J. (2021): Relative education of recent refugees in Germany and the Middle East: Is selectivity reflected in migration and destination decisions? International Migration. https://doi.org/10.1111/imig.12853
Sp?rlein, C., Kristen, C., Schmidt, R. & Welker, J. (2020): Selectivity profiles of recently arrived refugees and labour migrants in Germany. Soziale Welt 71(1-2): 54-89. https://doi.org/10.5771/0038-6073-2020-1-2-54
Kristen, C., Sp?rlein, C., Schmidt, R. & Welker, J. (2020): Mehrheit der Geflüchteten hat h?here Bildung im Vergleich zur Herkunftsgesellschaft. DIW Wochenbericht 34: 563-570. https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.797230.de/20-34-2.pdf
Sp?rlein, C. & Kristen, C. (2019): Why we should care about regional origins: Educational selectivity among refugees and labor migrants in Western Europe. Frontiers in Sociology 4(39). https://doi.org/10.3389/fsoc.2019.00039
Sp?rlein, C. & Kristen, C. (2018): Educational selectivity and language acquisition among recently arrived immigrants. International Migration Review. https://doi.org/10.1177/0197918318798343