Deambulando discimus - Dresden – ein Peripatos zu Menschenrechten
Exkursion im Rahmen des Hauptseminars ?Menschenrechte und Literatur? (WS 2018/19)
Der ?Peripatos? (περ?πατο?) war ein gro?es Schulgeb?ude mit Vortragss?len und S?ulenhallen, das den Zwecken des Unterrichts sowie der wissenschaftlichen Forschung diente. Dort hielt Aristoteles ab ca. 335 vor Chr. seine Lehre. Angeblich philosophierte Aristoteles mit seinen Schülern beim Spazierengehen, weshalb sie ?Peripatetiker? genannt wurden. Im Jahr 1910 stellte Abraham Flexner das sogenannte Flexner Report über die Qualit?t des medizinischen Unterrichts in Nordamerika vor. Für das Report besuchte er 155 medizinische Hochschuleinrichtungen und etablierte das Syntagma ?ambulando discimus?. In ihren Exkursionen aktualisiert die Professur für Romanische Literaturwissenschaft/Hispanistik ihr Peripatos (eine Region, eine Stadt, eine Stra?e, aber auch ein Geb?ude etc.), der von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausführlich durchschritten wird, mit dem Ziel, Lernen und Bewegung n?her zu bringen:?deambulando discimus?.
In dieser Exkursion werden wir Dresden als Peripatos nutzen, um uns mit den Menschenrechten zu besch?ftigen. Besonders im Fokus stehen wird der Artikel 2 (Verbot der Diskriminierung) der Allgemeinen Erkl?rung der Menschenrechte von 1948. Als Hauptlektüre werden wir im Seminar und auf der Exkursion folgende Texte behandeln: die Brevísima relación de la destrucción de las Indias (1552) von Bartolomé de las Casas, Insensatez (2004) von Horacio Castellanos Moya und El material humano (2009) von Rodrigo Rey Rosa. Dabei dient der Bürgerkrieg in Guatemala (1960–1996) als historisches Substrat. Es wurden in diesem Krieg mehrere Massaker gegen Indigene verübt, die Jahre sp?ter als Genozid eingestuft wurden. Mit den Texten in der Hand begeben wir uns an Orte der Stadt Dresden, die eine Strukturanalogie zu Episoden der guatemaltekischen Romane aufweisen: ein typisches Gasthaus (cantina El Portalito), eine Dresdener Kirche (Palacio Arzobispal), eine Bar (bar-café Las Mil Puertas oder andere Lokale diesen Romane) etc. Alle Teilnehmenden werden Referate halten, die der Interpretation der Textpassagen in der Gruppe dienen. Die Exkursion beinhaltet eine Führung zur Ausstellung ?Rassismus. Die Erfindung von Menschenrassen? am Deutsches Hygiene-Museum Dresden. Au?erdem wird uns Dr. Ibon Zubiaur ein Stück des Weges begleiten, mit dem wir anhand von Texten des baskischen Nationalisten Sabino Arana Formen des Rassismus im heutigen Europa besprechen werden. Und schlie?lich werden wir auf unserer Route durch Dresden auch über die ?Februar-Gedenkm?rsche” reflektieren, zu denen sich Rechtsextreme aus der ganzen Bundesrepublik und anderen europ?ischen L?ndern j?hrlich in Dresden versammeln. Mit Dresden als Peripatos werden wir also die Diskriminierung nach Herkunft bzw. Ethnie in Guatemala, im Baskenland und in Deutschland thematisieren.
Alle Interessierten sind sehr herzlich eingeladen!
gez. Prof. Dr. Enrique Rodrigues-Moura