Universit?t Bamberg

Bei der Tandemreihe "Wissenschaft & Praxis" sprach Rainer Drewello über die Bedeutung digitaler 3D-Technologien in der Baudenkmalpflege...

Rainer Drewello

...am Beispiel der Kolosse im Totentempel des Pharao Amenophis III.

Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser GmbH

Die Rekonstruktion alter Bauwerke gleicht oft einem Puzzle. 3D-Technik und Roboter helfen dabei.

Universit?t Bamberg

Die Referenten des Abends: Philipp Aas, Wolfgang Frey, Hermann Graser jun. und Rainer Drewello (v.l.n.r.)

- Vera Katzenberger

Wettbewerbsf?hig durch 3D-Technologien

Tandem-Reihe Wissenschaft & Praxis über Wissenstransfer in der Denkmalpflege

Im Bauwesen z?hlen 3D-Verfahren zu den bedeutenden Techniken – auch in der Denkmalpflege werden sie mittlerweile immer st?rker nachgefragt. Denn die hochmoderne Technik leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des kulturellen Erbes. Einblicke in Praxisbeispiele der 3D-Verfahren gab die Tandem-Reihe Wissenschaft & Praxis am 20. Juni in verschiedenen Vortr?gen. Die Reihe wird einmal im Semester gemeinsam von der Universit?t Bamberg, der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth sowie der Handwerkskammer für Oberfranken ausgerichtet.

Dass sich die Tandem-Reihe mit Denkmalpflege befasst, ist naheliegend, denn bei der Instandhaltung und Restaurierung historischer Geb?ude oder Monumente kommt moderne Technik zum Einsatz. Eine Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie ein Austausch über technische Entwicklungen sei da besonders wichtig, betonte Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, Pr?sident der Universit?t Bamberg. ?Die Wissenschaft muss auch in die Gesellschaft und die Praxis hineinwirken und gleichzeitig müssen praktische Erkenntnisse der Wirtschaft in die Forschung einflie?en.“

3D-Scanner und Roboter in der Denkmalpflege

Nach einer Begrü?ung durch Matthias Kremer stellvertretender Vorsitzender des IHK-Gremiums Bamberg, sowie Matthias Gra?mann, Vizepr?sident der Handwerkskammer für Oberfranken, berichtete Dr. Rainer Drewello, Professor für Restaurierungswissenschaft in der Baudenkmalpflege und Sprecher des Kompetenzzentrums Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT), aus wissenschaftlicher Perspektive vom Einsatz digitaler 3D-Technologien im Tal der K?nige in ?gypten.

Mithilfe von 3D-Scannern leisteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universit?t Bamberg einen Beitrag zum Wiederaufbau verschiedener mehrere tausend Jahre alter Kolosse im Totentempel des Pharao Amenophis III. ?Das Ganze war wie ein digitales Puzzle“, berichtete Drewello. Nachdem die Forscherinnen und Forscher die einzelnen Fragmente der zerst?rten Figuren mit Handscanger?ten digital erfasst hatten, konnten sie die Einzelteile in einem digitalen 3D-Modell am Computer zusammenfügen. Durch diese Technik gelang es Drewello und seinem Team au?erdem, fehlende Fragmente zu rekonstruieren. Damit unterstützte die Universit?t Bamberg die Rekonstruktion vor Ort durch ?gyptische Arch?ologinnen und Arch?ologen ganz ma?geblich, zeigte Drewello.

Einblicke in die betriebliche Praxis

Nach einem Blick ins ferne Reich der Pharaonen zeigten Vertreter von Bamberger Unternehmen, wie diese Technologie auch bei Marktführern der Region zum Einsatz kommt und dort das Handwerk stark ver?ndert hat und welche Rolle der Wissenstransfer in diesem Prozess spielt. Wie Denkmalplanung zwischen Konservierung, Restaurierung und Rekonstruktion funktioniert, erl?uterte Wolfgang Frey, Gesch?ftsführer des Unternehmens ProDenkmal, anhand der Umnutzung des K?nigspalastes in Abu Dhabi. Philipp Aas, Inhaber der Firma Aas Fensterbau zeigte, wie Denkmalpflege und Energieeffizienz zusammenpassen.

Auch im Bamberger Natursteinwerk hat die 3D-Technologie l?ngst Einzug in die betriebliche Praxis gefunden. Das mittelst?ndische Familienunternehmen Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser GmbH hat sich in den letzten Jahren dank des digitalen Fortschritts stark gewandelt. ?Früher war die Arbeit mit Naturstein fast ausschlie?lich Handarbeit. Heute kommen bei uns hochmoderne Roboter zum Einsatz, die auf Basis von komplexen 3D-Modellen am Computer historische Objekte rekonstruieren k?nnen,“ sagte Hermann Graser jun., Gesch?ftsführer des Unternehmens. ?So sind wir national wettbewerbsf?hig geworden.“ Vom digitalen 3D-Entwurf zur handfesten Umsetzung sind beispielsweise mithilfe von Robotertechnik die Kolonnaden vor dem Neuen Museum in Berlin oder das Monopteros auf dem ehemaligen Milit?rwaisenhaus in Potsdam entstanden. Doch die letzten Arbeitsschritte bleiben Handarbeit: Die Feinarbeit übernehmen bis heute Steinmetze. In einer anschlie?enden Diskussionsrunde mit den Referenten konnten die Anwesenden tiefere Einblicke in die Vortragsthemen erhalten.

Die n?chste Veranstaltung der Tandem-Reihe findet voraussichtlich im Januar 2017 zum Thema Logistik statt.